Amerikas Tafelberge: Besuch im Steingarten Eden

Sie sind die Dreifaltigkeit des amerikanischen Südwestens: die Tafelberge des Tsé Bii’ Ndzisgaii, des ikonischen Monument Valleys, das auf dem Gebiet der Navajos liegt. Der indianische Name bedeutet Felsen, die mit weiß durchzogen sind. Das Monument Valley mit seiner unwirklichen Schönheit ist die weltberühmte Kulisse aus der Zigarettenwerbung und Filmen wie „Easy Rider“ oder „Spiel mir das Lied vom Tod“. Auch der weltbekannte Regisseur John Ford (1894 - 1973) hat hier viele seiner Western – unter anderem „Stagecoach“ – gedreht.
Ein unvergessliches Erlebnis ist es, das Monument abseits der touristischen Massen zu genießen. Während die sich entweder auf der Aussichtsplattform tummeln oder sich mit dem Auto auf die unbefestigten bandscheiben- und zahnplombentestende Rundfahrt wagen, ist es mehr als lohnenswert, sich per pedes aufzumachen und die 3,2 Meilen lange Wanderung um den West Mitten anzugehen. Da hat man das Monument in all seiner Sandigkeit und Herrlichkeit fast für sich.
Wer sein Vehikel schonen will, kann sich auch den Indianerguides in ihren offenem Bussen anschließen. Die Preise sind stramm, die Führer allesamt Navajos und mit einem sehr hintersinnigen, feinen Humor gesegnet. Henry Yazzi ist einer davon, aber auf den Touren nennt er sich gerne mal „Red Feather“ (rote Feder). „Das klingt für die Touristen indianischer, da fangen sie gleich zu träumen an“, sagt er schelmisch lächelnd.
Wer sich die gut 200 Dollar leisten kann, sollte sich eine Nacht im Hotel „The View“ direkt im Monument Valley gönnen. Der Ausblick bei Sonnenuntergang, wenn die Schatten des sterbenden Tages, Fingern gleich die Tafelberge in ihren Griff zu bekommen scheinen, und dabei die Felsen im Widerschein der untergehenden Sonne in immer tieferen Rottönen erleuchten, bis sie in tiefem Blutrot dem Tage Lebewohl sagen, sind Momente für die Ewigkeit. Dies von seinem Balkon aus zu genießen, ist umwerfend.
Über Nacht sollte man die Glastüren offenlassen. Die Silhouetten der Mesas zu erblicken und Augenzeuge zu sein, wenn die Götter der Welt einen neuen Tag schenken, die Sonne sich noch hinter den Tafelbergen versteckt, aber die Strahlen bereits den Himmel in surrealer Farbenpracht erleuchten, ist schlicht wow!
Für ein unglaubliches Farbenspiel sollte man früh aufstehen
Der Südwesten der USA ist wie eine Land gewordene Skulptur von Salvatore Dali, unwirklich, aber von atemberaubender Schönheit. Eine Landschaft zum Innehalten, zum Seele baumeln lassen. Einer der ehrfurchterregendsten Momente und Orte, die man erleben kann, ist der Mesa Arch im Canyonlands National Park bei Moab bei Sonnenaufgang. Wenn der Felsbogen an seiner Unterseite von dem aufgehenden Feuerball erstrahlt und zum einem Bogen aus purem Gold wird. Um vier Uhr morgens begibt man sich auf die Reise, um rechtzeitig zu diesem Schauspiel der Farben vor Ort zu sein.
Um den Südwesten in seiner Essenz noch zu finden, muss man nur etwas fernab der ausgetrampelten Pfade wandern. Selbst am Grand Canyon kann man, wenn man nur 50 Meter abseits der bekannten Wege wandelt, die großartigste Schlucht der Welt ganz für sich haben und in aller Ruhe verharren, so dass sich sogar Rehe und Hirsche in der Nähe niederlassen.
Wer im National Park Canyonlands die Wanderung zum False Kiva beschreitet, wird mit einem Ausblick belohnt, der nicht in Worte gebannt werden kann. Wer die Massen des Arches National Parks meiden will, sollte die Wanderung in der Nähe von Moab zum Corona Arch machen. Groß, mächtig, schicksalsträchtig. Und einsam. So wie der Südwesten erlebt werden sollte.
Eine Welt, an dem die Seele mit dem Ort eins werden kann, das Herz erstrahlt, der Geist sich öffnet und die Demut einen mit dem Wissen erfüllt, wie klein und unbedeutend der Mensch in diesem Universum ist.
Und mit Dankbarkeit, dass es solche Orte, solche Momente gibt.