Almabtrieb: 50 Rosen für jede Kuh
"Diese Tradition ist für uns Symbol und Dank für einen unfallfreien Sommer", erklärt Sennerin Daniela Horngacher. Für die Söller Ortsbäuerin geht damit auch eine wochenlange Vorbereitung zu Ende. Bereits Anfang August hatte Daniela Horngacher Freundinnen und Familienmitglieder zum "Röserlbinden" auf die Walleralm nahe Scheffau am Wilden Kaiser eingeladen: "Wir basteln für jedes unserer 55 Tiere ein buntes Gebinde aus etwa 50 Krepprosen", erzählt die 41-jährige Sennerin, die mit ihrem Ehemann Alois und den drei Kindern den Kaufmann-Hof in Söll bewirtschaftet. Die richtige Technik für den prächtigen Kopfschmuck des Viehs hat Daniela Horngacher als Kind von ihrer Mutter gelernt: "Uns ist es wichtig, solche Bräuche fortzuführen und an die nächste Generation weiterzugeben, meistens an die Töchter."
Senner und Kühe verlassen die Berge und ziehen gemeinsam ins Tal Foto:TVB Wilder Kaiser/Peter von Felbert
Der Almabtrieb endet mit einem fröhlichen Dorffest
"Hoam geht's" heißt es Ende September für die Kühe in der Ferienregion Wilder Kaiser Foto:TVB Wilder Kaiser/Peter von Felbert
Ihr Mann und die Söhne kümmern sich, wie Daniela Horngacher schmunzelnd erzählt, eher um andere Arbeiten: Traditionell fällen sie einige Tage vor dem Almabtrieb in ihrem Wald eine Tanne, deren Äste gemeinsam mit den Blumen zu einem "Almboschen" gebunden werden. "Außerdem müssen wir für jede Kuh die passende Glocke finden", so die Bäuerin. Abschied vom Almsommer nehmen Familie und Freunde beim "Ogrun", dem "Zusammenräumen" am Vorabend. Wie es im Tiroler Unterland üblich ist, stoßen alle nochmals auf die Gesundheit von Mensch und Tier an.
Im Tal werden Senner und Tiere von Einheimischen wie Gästen willkommen geheißen Foto:TVB Wilder Kaiser/Peter von Felbert
Der große Tag beginnt um 5.30 Uhr mit dem Melken. Danach herrscht Betriebsamkeit auf der sonst so beschaulichen Walleralm: 55 Milchkühe und das Jungvieh werden geputzt, geschmückt und mit Glocken um den Hals versehen, ehe es um 10 Uhr heißt: "Hoam geht's". Begleitet von Familie und Freunden marschieren die Tiere, allen voran Leitkuh "Nage", etwa zwei Stunden ins Tal. Dort werden sie gemeinsam mit anderen Alm-Heimkehrern um 12 Uhr von der örtlichen Musikkappelle mit einem Ständchen empfangen. Anschließend ziehen die Kühe in die heimischen Ställe. Mit hausgemachten Krapfen, Almkäse und Bauernspeck feiern Einheimische und Gäste das glückliche Ende des Bergsommers im Söller Dorfzentrum bei einem fröhlichen Volksfest.
Weitere Informationen: www.wilderkaiser.info
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