Ärger mit Reiseanzahlungen

Mehrere Veranstalter haben die Anzahlungen auf Pauschalreisen erhöht - Verbraucherverbänd klagen dagegen.
von  Hans-Werner Rodrian
Immer häufiger wird ein Großteil des Reisepreises neuerdings schon bei der Buchung fällig, statt erst bei Erhalt der Reiseunterlagen.
Immer häufiger wird ein Großteil des Reisepreises neuerdings schon bei der Buchung fällig, statt erst bei Erhalt der Reiseunterlagen.

Eigentlich muss man eine Pauschalreise laut Bürgerlichem Gesetzbuch erst mit Erhalt der Leistung zahlen. Das heißt in der Praxis erst kurz vor der Abreise mit den Reiseunterlagen. Eine Anzahlung von 20 Prozent ist allerdings schon lange üblich. Aber jetzt monieren Verbraucherzentralen und Stiftung Warentest, dass immer mehr Reiseanbieter 30 oder sogar 40 Prozent "Anzahlung" verlangen. Das spült den Touristikkonzernen viel zusätzliche Liquidität in die Kasse - auf Kosten der Verbraucher.

Für Internet-Pauschalreisen werden bis zu 40 Prozent kassiert

Jetzt will es die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen genau wissen. Sie hat eine Klage gegen den Leipziger Reiseveranstalter Urlaubstours angestrengt. Der verkauft vorwiegend im Internet Pauschalreisen, die automatisiert zusammengestellt werden. Dafür berechnet er 40 Prozent Anzahlung. Das hält Verbraucherschützerin Beate Wagner für "völlig überzogen". Schon die heute üblichen 20 Prozent nannte sie der Stiftung Warentest gegenüber "sehr viel, alles darüber halten wir für indiskutabel." Sie vermutet: "Da wird systematisch versucht, die Beträge hochzuschrauben."

Die Reisebranche wehrt sich gegen derlei Vorwürfe. Anzahlungen von 30 bis 40 Prozent gebe es nur in einem - allerdings boomenden - Bereich des Reise-Business: dem sogenannten X-Geschäft, das sind die Pauschalreisen, die vom Computer erst zum Zeitpunkt der Anfrage zum Paket geschnürt werden.

Hotels und Airlines wollen gleich Geld in der Kasse sehen:

Das Problem solcher "dynamischer" Pauschalen: Viele dieser Reisen basieren auf Linien- oder Lowcost-Flügen, und diese Airlines wollen oft sofort nach der Buchung den kompletten Flugpreis bezahlt bekommen. Dasselbe gilt für Frühbucherangebote von Hotels: Die sind zwar günstig, dafür wollen die Hoteliers aber auch gleich Geld in der Kasse sehen.


Angehoben wurden allerdings auch die Anzahlungen für ganz normale Pauschalreisen. Tui verlangt bereits seit einigen Jahren 25 Prozent, Rewe und Thomas Cook haben in diesem Winter nachgezogen. Ihre Begründung ist aber die Gleiche: Das Aufkommen der modernen Computer-Pauschalreisen habe den Fünf-Prozent-Aufschlag nötig gemacht. Und die klassischen Katalogkunden müssten dann eben mit bezahlen. Denn dem Urlauber seien unterschiedliche Anzahlungsstaffeln beim gleichen Veranstalter nicht zu vermitteln.


Wehrlos ist der Verbraucher allerdings nicht. Schließlich ist niemand gezwungen, einen bestimmten Reiseveranstalter zu buchen. Und Wirkung hat die Initiative der Verbraucherverbände bereits gezeigt: Kurz nacheinander senkte erst JT-Touristik, einer der X-Reisen-Marktführer, seine Anzahlung von 40 auf 35 Prozent. Gleich drauf kündigte Alltours an, für seine dynamischen Paketreisen namens X-Alltours nur 15 Prozent Anzahlung zu verlangen und überdies das Zahlungsziel auf zehn Tagen nach Erhalt der Reisebestätigung zu strecken.

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