Ablass für Abgas

Erstmals können Passagiere den CO2-Ausstoß ihrer Seereise berechnen und kompensieren.
von  Abendzeitung
Kreuzfahrt: Gäste am Pool
Kreuzfahrt: Gäste am Pool © srt

Erstmals können Passagiere den CO2-Ausstoß ihrer Seereise berechnen und kompensieren.

Ab November startet wieder mal ein größtes und spektakulärstes Kreuzfahrtschiff der Welt zur Jungfernfahrt. Mit an Bord der "Allure of the Seas" sind 24 Restaurants, eine Parkanlage mit echten Bäumen, Seilbahnen zwischen den Decks, eine Eislauffläche, zwei Kletterwände und 5400 Passagiere.

Der Kreuzfahrttrend nimmt kein Ende. Im vergangenen Jahr traten erstmals mehr als eine Million Passagiere in Deutschland eine Hochsee-Kreuzfahrt an. Mit ihnen steigt aber nicht nur der Genuss, sondern auch die Umweltverschmutzung. "Bei einer achttägigen Karibikkreuzfahrt für zwei Personen fallen rund drei Tonnen CO2 an. Für den Flug von Frankfurt nach Miami für zwei kommen noch einmal zehn hinzu", rechnet Karsten Smid, Klimaexperte von Greenpeace, vor.

Um ihr Image aufzupolieren, übertreffen sich Reedereien in Sachen grüner Verantwortung: sparsamere Schiffmotoren, ein reibungsarmer Schiffsrumpf aus Silikon hier, eine klimafreundliche Müllverbrennungsanlage da. Doch auch die Passagiere können jetzt selbst etwas für ihre Ökobilanz tun. Die Klimaschutzorganisation Atmosfair, die schon seit Jahren den CO2-Ausstoß bei Flügen misst, hat einen Emissionsrechner für Kreuzfahrtschiffe entwickelt, mit dem Passagiere die persönliche Emission einer Reise berechnen und kompensieren können. "Wir erhoffen uns davon eine Sensibilisierung der Passagiere für den Klimaschutz – und von der Industrie Anreize für technische Neuerungen und alternative Kraftstoffe", sagt Atmosfair-Direktor Dietrich Brockhagen.

Als erste Reederei bietet Hapag-Lloyd auf seiner Webseite für alle Abreisen ab 2011 die Möglichkeit der Kompensation. Der Preis für eine zwölftägige Kreuzfahrt in einer Zweibett-Außenkabine beträgt pro Person 50 Euro. Hapag-Lloyd Kreuzfahrten übernimmt davon 25 Prozent. Jeder Gast zahlt also 37,50 Euro. Die Einnahmen gehen in ein Solarlampen-Projekt in Indien. Die umweltfreundlichen Leuchten ersetzen dort klimaschädliche Kerosinlampen und sparen so die Menge CO2 ein, die bei der Schiffsreise entsteht.

Auch andere Kreuzfahrtgesellschaften stehen bereits in den Startlöchern. "Das Interesse ist groß, weil die Branche merkt, dass auch sie sich zum Klimathema positionieren muss", sagt Atmosfair-Chef Brockhagen. Auch ihm ist zwar klar, dass die Schifffahrt neben dem CO2-Ausstoß zusätzlich enorme Schwefel-, Stickoxid- und Rußemissionen verantwortet.

Doch Brockhagen ist optimistisch: "Die Kreuzfahrt hat große technologische Potentiale wie zum Beispiel Motoren, die mit Methan laufen, das aus erneuerbaren Energien gewonnen wird." Schwefel, Stickoxide und Feinpartikel, die für eine Versauerung der Ozeane sorgen, wird Atmosfair auch in Zukunft nicht in den Rechner einbeziehen. "Für die Schwefelemissionen ist Kompensation keine Lösung", sagt der Chef der Organisation. Geplant ist dagegen die Auswahlmöglichkeit einzelner Schiffe und ein Emissionsrechner für Flusskreuzfahrten und Segelkreuzfahrtschiffe.

Der Klimaschutzrechner findet sich im Internet unter www.hlkf.de und auf www.atmosfair.de.

Fabian von Poser

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