1000 Jahre, vier Sterne

Erst Kloster, dann Gefängnis und Armenhaus, heute eine Nobelherberge - Schloss Sonnenburg im Pustertal hat eine eigene Geschichte.  
von  Petra Muzenhardt aus St. Lorenze

St. Lorenzen-  Was für eine verrückte Idee! Eine Ruine wiederaufzubauen. Kaum vorstellbar, doch es ist gelungen. Mit Mut, Geduld, Hartnäckigkeit, viel, viel Herzblut und einer ordentlichen Portion Geld. Rückblende: Anfang der sechziger Jahre reist Karl Knötig nach Südtirol. Der Journalist, für die Bayerische Staatsregierung auf dem Gebiet des Jugend-, Sozial- und Bildungstourismus tätig, ist auf der Suche nach geeigneten Unterkünften für Jugendliche aus Deutschland für Schullandheimaufenthalte. Der Starnberger landet dabei im Pustertal, genauer in St. Lorenzen. Die kleine Gemeinde, kurz vor Bruneck gelegen, hatte einen Klotz am Bein, den sie loswerden wollte - Schloss Sonnenburg, fast 1000 Jahre alt. Hoch über dem Ort bot sich ein erbarmungswürdiges Bild.

Meterhoher Schutt, eingestürzte Dächer, zugemauerte Fenster und Türen, zerstörte Böden. Karl Knötig winkte ab, zu unlösbar schienen die Probleme. Doch Luise Steinkasserer, die Frau des Bürgermeisters von St. Lorenzen, ließ nicht locker. Sie konnte den Verfall dieses einzigartigen Kulturgutes nicht länger mehr mit ansehen. Es dauerte eine ganze Weile, bis Karl Knötig angebissen hatte. 1965 war es so weit. Knötig und seine Frau Adele kauften die Ruine und Gebäudereste. Knötigs Gedanke: „Die Sonnenburg wieder als Besichtigungsobjekt des Pustertales einzugliedern.“ Ein ehrgeiziger Plan: Schritt für Schritt wurde das historische Gebäude über mehr als 40 Jahre von der Familie Knötig wiederaufgebaut, immer unter der Beobachtung des Denkmalschutzes.

Mediterrane Küche verwöhnt die Gäste

Das Resultat, eine noble Vier-Sterne-Herberge in historischer Umgebung, kann sich sehen lassen. Die 38 Zimmer und Suiten sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Der Gang durch romanische Kreuzgänge ins Felsenbad und zur Sauna ist eine einzigartige Zeitreise. Fresken aus drei Epochen kann man ebenso bewundern wie in Stein gehauene Familienwappen, die Krypta und die Kirchenruinen. Gespeist wird im Fürstenzimmer und im Saal der Äbtissin: Südtiroler und mediterrane Küche verwöhnt die Gäste, im alten Weinkeller lagern erlesene Tropfen. Die Kräuter holt der Chefkoch jeden Tag frisch aus dem Kräutergarten, denn nach und nach wurden auch die historischen Terrassengärten renaturiert. Hoch über dem Zusammenschluss der Flüsse Rienz und Gader lohnt sich der Spaziergang durch den Apothekergarten, das Kreuzganghöfle, den gotischen Rosengarten und den Konventsgarten. In eine Terrasse wurde für Bewegungshungrige ein Schwimmbad eingelassen.

Genießen kann man dabei immer den fantastischen Rundumblick über das Pustertal und die Berge. „Es freut mich, wenn unsere Gäste nicht nur die herrliche Landschaft, das gute Essen und unseren Wellnessbereich genießen, sondern auch die einzigartige Atmosphäre dieses besonderen Platzes erspüren“, sagt Gunther Knötig, der jetzige Eigentümer von Schloss Sonnenburg. Selbstverständlich ist daher auch, dass Klosterführungen, Lesungen, Konzerte, ein Blick in Küche, Weinkeller und Hausbibliothek nicht nur Hotelgäste genießen können, sondern auch externe Besucher. Doch es gibt noch viel zu tun.

Das 500 Jahre alte Pfisterhaus, einst Bäckerei des Klosters, wurde bereits renoviert und zu einem Ferienhaus umgebaut. Knötigs weitere Vorhaben: der vollständige Wiederaufbau der Sonnenburger Terrassen mitsamt der Wein- und Apfelgärten und die Ausgrabung der uralten Vigilius-Kapelle. Und wer weiß, vielleicht werden da ja noch viel mehr historische und touristisch wertvolle Schätze ausgehoben.


Anreise
Über die A 8 und A 7 zum Fernpass. Dann über Innsbruck und den Brenner nach Brixen. Dort zweigt die Abfahrt ins Pustertal ab. Alternative: Über die A 8 nach München, Inntalautobahn, Brenner. Für die einfache Fahrt über den Brenner wird eine Maut von 8,50 Euro (Stand November 2013) berechnet. Die Zehn-Tages-Vignette für Österreichs Autobahnen kostet 8,30 Euro.

Unterkunft
Hotel Schloss Sonnenburg, Sonnenburg 38, St. Lorenzen, Italien, Telefon 00 39 (0) 474 / 47 99 99. Doppelzimmer ab 105 Euro pro Person/Nacht inklusive Dreiviertelpension, www.sonnenburg.com .

Allgemeine Informationen
Tourismusverband Ferienregion Kronplatz,www.kronplatz.com . Bruneck Kronplatz Tourismus, www.bruneck.com .

Sehenswürdigkeiten/Ausflüge
Der Pragser Wildsee gilt als einer der schönsten Seen in den Pragser Dolomiten. Die Seerunde kann man zu Fuß oder mit einem Ruderboot machen. Lohnenswert: die Besichtigung der Erdpyramiden in Oberwielenbach und Schloss Bruneck, einst Sommersitz der Fürstbischöfe.

Sportliche Aktivitäten
Der Pustertaler Radweg, 105 Kilometer lang und ständig vom Fluss Rienz begleitet, beginnt bei der Stadt Brixen und endet jenseits der Grenze Südtirols in Österreich. Er führt teils auf asphaltierten Wegen durch unberührte Natur, www.suedtirol-it.com .

Im Winter bietet der Kronplatz, größter Skiberg der Dolomiten, 116 Pistenkilometer und 31 Aufstiegsanlagen.

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