Yoga? Ja! Aber wie und wo?
Früher war alles übersichtlicher. Zumindest, wenn es darum ging, in München einen Ort zu finden, wo man Yoga praktizieren konnte. Die Einrichtungen und Studios, die Yoga anboten, waren bis vor 30 Jahren tatsächlich noch an zwei Händen abzuzählen. Iyengar, Sivananda, das Münchner Yoga Zentrum, das Münchner Yoga-Institut, die Volkshochschule und noch ein paar private Lehrer, die aber in den internetlosen Zeiten noch nicht so einfach zu finden waren.
Heute gibt es in München an die 250 Yoga-Studios und vermutlich mindestens dreimal so viele Lehrerinnen und Lehrer, genaue Zahlen gibt es nicht, die die unterschiedlichsten Stile anbieten. Laut einer aktuellen Studie sind es mindestens 70 unterschiedliche Richtungen, die in der Stadt geübt werden können, Schwangeren-Yoga, Kinder-Yoga und Business Yoga gar nicht mit eingerechnet.
Um ein bisschen Licht in den Yoga-Dschungel zu bringen, stellen wir Ihnen die zwölf Yoga-Stile vor, die laut dieser Studie am häufigsten von den Münchnerinnen und Münchnern geübt werden.
Ashtanga Yoga
Was es ist: Eine feste Serie aufeinanderfolgender Asanas, die für jeweils fünf Atemzüge gehalten und durch ein Vinyasa, einer fließenden, mit dem Atem synchronisierte Aneinanderreihung, miteinander verbunden werden. Die im Ashtanga-Yoga verwendete Atemtechnik heißt Ujjayi, eine Verengung der Stimmritzen, um den Atem ruhiger und tiefer werden zu lassen. Insgesamt gibt es sechs Serien. Geübt wird gerne um sechs Uhr morgens.
Für wen es ist: Für alle, die gerne kraftvoll und schweißtreibend üben sowie eine klare, in der Asana-Abfolge immer gleichbleibende Yoga-Praxis schätzen.
Wo in München: u.a. www.bettinaanner.com. www.jivamukti.de, www.ashtangayoga-muenchen.de
Anusara Yoga
Was es ist: Ein Yoga-Stil, den der Amerikaner John Friend 1997 für den modernen Großstadt-Menschen konzipierte. Er verbindet Asanas, Biomechanik, Pranayama, Meditation, die Ideen der tantrischen Philosophie und einen Community-Gedanken. Anusara bedeutet sinngemäß: „in Gnade fließen“ und dem Herzen zu folgen. Anusara-Lehrer sind gut ausgebildet und achten auf eine exakte Ausrichtung in den Körperhaltungen.
Für wen: Gut für Anfänger und für alle, die an einer exakten Ausrichtung und spirituellen, lebensbejahenden Gesprächen interessiert sind.
Wo in München: Eine Auflistung aller Lehrer und Studios, die Anusana anbieten, gibt es bei: www.anusara-munich.com
Iyengar Yoga
Was es ist: Ein vom indischen Yoga-Meister und Pionier B.K.S. Iyengar entwickelter Hatha-Yoga-Stil, der auf eine anatomisch korrekte Ausrichtung des Körper in den Asanas Wert legt, um so die Manifestation von Bewusstsein im Körper zu erfahren und die Energieströme wahrzunehmen zu können.
Zur Unterstützung der Ausrichtung gibt es die „Iyengar“-Hilfsmittel wie Gurte, Blöcke, Seile, Klötze, Kissen und Bänke, die den körperlichen Spielraum vergrößern sollen. Iyengar-Yoga ist in der Praxis pragmatisch ausgerichtet, Anfänger sind aufgefordert, mit ihrem Körper in Kontakt zu treten.
Für wen es ist: Für alle, die an einer exakten Ausrichtung der Asanas interessiert sind und einen klaren, schnörkellosen, musikfreien Unterricht schätzen. Sehr gut für Anfänger und auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen.
Wo in München: www.iyoga.de von Michael Forbes. www.yogazentrum-schwabing.de, www.yoga-amritstein.de, www.iyengar-yoga-institut-muenchen.de, www.hatha-yoga-muenchen.de
Vini-Yoga
Was es ist: Kein weiterer Yoga-Stil, sondern eine Anpassung der Methoden und Mittel, die der Yoga bietet, an die individuellen Möglichkeiten des Einzelnen. Der Begriff steht im Zusammenhang mit dem Yoga-Verständnis des indischen Yoga-Lehrers Sri Tirumalai Krishnamacharya (1888 - 1989), der als Vater des modernen Yoga gilt und Yoga allen, die daran interessiert waren, zugänglich machen wollte, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Status, Glaube und Gesundheit.
Für wen: Für alle, die Interesse an einer achtsamen, ruhigen Yoga-Praxis haben und gerne in kleineren Gruppen üben. Übende mit körperliche Einschränkungen sind hier ebenfalls gut aufgehoben.
Wo in München: u.a. www.yoga-mandiram.de, www.domagkpark-yoga.de, , www.yogastudioahimsa.de, www.yoga-raum-muenchen-west.de, www.yoga-institut.de, www.yogaschulemünchen.de
Yin-Yoga
Was es ist: Eine sehr sanfte, zur Zeit äußerst beliebte Art, Yoga zu üben. Statt um Muskelaufbau geht es hier um Loslassen, Entspannen, um das Dehnen von Bindegewebe und Faszien, die auf lange gehaltene Dehnungen reagieren. Der Übende bleibt deshalb zwischen zwei und fünf Minuten in dem jeweiligen Asana. Weil im Yin- Yoga mit geringer Muskelaktivität geübt wird, überwiegen sitzende und liegende Asanas. Hilfsmittel wie Bolster, Blöcke, Meditations-Kissen und Decken unterstützen den LoslassProzess. Im Yin Yoga wird Wert auf eine tiefe, ruhige, gleichmäßige Atmung gelegt, wodurch der Vagusnerv stimuliert und die Entspannung gefördert wird.
Für wen? Alle, die tiefe Entspannung, ein Gegengewicht zum anstrengenden Alltag und eine eher passive statt aktive, dynamische Yoga-Praxis suchen. Auch gut für Anfänger und Menschen ohne Yoga-Erfahrung.
Wo: u.a. www.patrickbroome.de, www.yogashakti.de, www.yogalounge.de, www.mahashakti-yoga.de
Jivamukti-Yoga
Was es ist: Ein dynamischer, moderner Yogastil, der in den 80er-Jahren in New York von den Künstlern Sharon Gannon und David Life entwickelt wurde. Er verbindet eine (meist) fordernde, intensive körperliche Praxis mit moderner Musik (Nada), Yoga-Philosophie, Gewaltlosigkeit (Ahimsa), Hingabe (Bhakti), Mantren und Meditation. Jivamukti-Yoga hat das urbane Yoga-Verständnis und die Begeisterung für Yoga maßgeblich mitgeprägt.
Für wen: Alle, die gerne fordernd üben, dabei von moderner Musik begleitet werden möchten, große Gruppen, ein hippes, buntes Szene-Publikum und den spirituellen Talk zu Beginn der Stunde mögen.
Wo in München: www.jivamukti.de, www.yoga-am-engel.de, www.yamyoga.de, www.miss-sportstudio.de
Hatha Yoga
Was es ist: Im Prinzip jeder Yoga-Stil, in dem körperlich, also mit Asanas geübt wird. Über die oft länger gehaltenen Asanas sollen Blockaden gelöst werden, damit Prana, die Lebensenergie, wieder frei fließen kann. Klassischere Hatha-Yoga-Stunden schließen auch Pranayama und Stilleübungen beziehungsweise Meditationmit ein. Wird oft an Volkshochschulen angeboten und von unabhängigen Lehrern in kleineren Gruppen unterrichtet. Hatha-Yoga-Kurse werden teilweise von den Krankenkassen als Präventionsmaßnahmen anerkannt und bezuschusst.
Für wen: Für alle, die dem Körper und damit auch sich selbst, etwas gutes tun, Blockaden lösen und die Lebensenergie freier fließen lassen möchten.
Wo in München: www.mvhs.de , www.mahashakti-yoga.de, www.frau-shanti.de, www.yoga-women.com
Faszien-Yoga
Was es ist: Hier geht es weniger um spirituelle Erfahrungen, als um das Dehnen, wie der Name schon sagt, des Fasziengewebes, damit der Körper wieder geschmeidiger wird. Eine relativ moderne, aber beliebte Form, vermutlich, weil die Faszien momentan als mitursächlich für Rückenschmerzen gelten. Statt Asanas statisch zu halten, wird der Körper im Faszien-Yoga in verschiedene Winkel bewegt, um so die Faszienbahnen und nicht nur lokale Körperbereiche zu erreichen. Es soll auch ein besseres Körpergefühl gefördert werden. Hilfsmittel wie Faszien-Rollen können eingesetzt werden.
Für wen: Alle, die weniger am spirituell-philosophischen Überbau des Yoga interessiert sind, sich aber mehr körperliche Flexibilität und Beschwerdefreiheit wünschen.
Wo in München: www.amienaswerkstatt.de von der Faszien-Yoga-Pionierien Amiena Zylla, www.workoutyoga-muenchen.de,
Kundalini Yoga
Was es ist: Eine zunehmend beliebter werdender Yoga-Stil, der die tantrische Idee einer in jedem Menschen innewohnenden kosmischen Urkraft, die es zu erwecken gilt, im Mittelpunkt hat. Diese Kundalini genannte Kraft ruht eingerollt (das Sanskritwort dafür ist „kundala“) am untersten Ende der Wirbelsäule. Rollt sie sich von unten nach oben entlang der Wirbelsäule auf, führt das zu mehr Harmonie, Gesundheit und Stabilität auf der Körper, Geist- und energetischen Ebene. Geübt werden sogenannte Kryas, jeweils feste Sets, die aus körperlichen Übungen, Atemtechniken, Mantras, Mudras und Meditation bestehen.
Für wen: Für alle, die bei normaler geistiger und körperlicher Gesundheit sind und die Bereitschaft zu Erfahrungen auf der spirituellen, energetischen und körperlichen Eben haben. Kundalini-Yoga kann auch auf dem Stuhl geübt werden. Bei bestimmten Formen von psychischen Beeinträchtigungen sollte vorab mit einem Arzt abgeklärt werden, ob Kundalini-Yoga im Gruppenunterricht sinnvoll ist.
Wo in München: In der Kaiserstraße im Kundalini Yoga Zentrum München e.V. www.k-yoga.de; www.atemraum-muenchen.de, www.s-urban.de
Sivananda Yoga
Was es ist: Ein ganzheitlicher, ursprünglicher Yoga-Stil aus Indien, der von Swami Sivananda entwickelt und von Swami Vishnudevananda nach Europa und damit auch Deutschland gebracht wurde. Sivananda-Yoga kombiniert Asanas, die meist in einer Rishikesh-Reihe genannten Abfolge (beziehungsweise in zum Übenden passenden Variationen) geübt werden, Pranayama, Tiefenentspannung, Mantren, Meditation, Vermittlung von Yoga-Philosophie und reine, sattvische Ernährung.
Für wen: Alle, die einen spirituelleren, traditionelleren Yoga schätzen, keine Scheu vor fremden Göttern und Gurus haben und gerne in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter üben. Für Anfänger und Übende aus anderen Traditionen.
Wo in München: www.sivananda.org Das Sivananda Yoga Vedanta Zentrum in der Steinheilstraße 1.
Hormon-Yoga
Was es ist: Eine feste Abfolge einfacher Asanas, Atemtechniken, Energielenkungen und Visualisierungen, die den Hormon-Haushalt balancieren sollen und für Frauen gedacht ist, die PMS- oder Wechseljahrs-Probleme haben. Auch bei Schwierigkeiten, schwanger zu werden, soll Hormon-Yoga helfen.
Für wen: Frauen, deren Hormon-Haushalt durcheinander ist. Bei hormonell bedingtem Brustkrebs, bei Schilddrüsenproblemen, Bluthochdruck und nach Herz-OPs nur in Absprache mit einem Arzt zu empfehlen. Nicht geeignet während der Schwangerschaft und bis drei Monate nach der Entbindung.
Wo in München: www.hormon-Yoga.de von Bettina Bantleon, www.yogina.de, www.ayon-yoga.de
Vinyasa-Yoga
Was es ist: Vinyasa ist ein Sanskrit-Wort und bedeutet, „etwas auf besondere Weise verbinden“. Vinyasa-Yoga verbindet zum einen Atem und Bewegung und außerdem mehrere einzelne Asanas miteinander. Dadurch entsteht eine atemsynchronisierte Bewegungsabfolge, ein Flow, der im Idealfall auch zu einem Flow-Zustand führt. Durch die Fokussierung auf den Atem kann Vinayasa-Yoga zur Meditation in Bewegung werden. Vinyasa-Yoga kann sehr dynamisch, aber auch sehr sanft und ruhig geübt werden.
Für wen: Alle, die dynamische Bewegungsabfolgen einem statischen Üben vorziehen. Eine gute körperliche Gesundheit und Grundfitness und Beweglichkeit sind bei den meisten Vinyasa-Formen von Vorteil.
Wo in München: u.a. www.yogaliebe-muenchen.de, www.yogabee.de, www.yogalounge.de, www.patrickbroome.de, www.yoga-am-engel.de
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