Essen aus der Mikrowelle: Wie ungesund oder gesund ist es?
München - Eben noch im Tiefkühlschrank, wenige Minuten später verzehrbereit auf dem Essenstisch – die Mikrowelle macht’s möglich. Innerhalb kürzester Zeit wird Gefrorenes aufgetaut oder eine am Vortag zubereitete Mahlzeit erwärmt. Dafür sorgt im Inneren des Gerätes die Mikrowellenstrahlung mit einer Frequenz von 2,45 Gigahertz. Klingt nicht ganz ungefährlich – aber ist’s ungesund?
Sind Speisen aus der Mikrowelle schlecht für die Gesundheit? „Lebensmittel aus der Mikrowelle sind gesundheitlich unbedenklich“, sagt Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik (VFED). Ähnlich sieht es Ina Stelljes vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS).
Jeden Tag Essen aus der Mikrowelle – zu empfehlen? Rein theoretisch kann man täglich Speisen oder Getränke aus der Mikrowelle zu sich nehmen. Wer allerdings glaubt, frisch zubereitetes Gemüse portionsweise einfrieren zu können und nach dem Aufwärmen in der Mikrowelle noch ein Nahrungsmittel mit vielen Inhaltsstoffen zu sich zu nehmen, der irrt: „Die meisten Vitamine sind hitzeempfindlich“, sagt Morlo. Heißt: Durch Temperatur, Licht und Sauerstoff verringert sich der Vitamingehalt in Lebensmitteln und fertigen Speisen. Die maximalen Vitaminverluste schwanken zwischen 40 und 80 Prozent. Folat und Vitamin C können sogar vollständig verloren gehen. Daher der Rat: „Wer seine Mahlzeiten oft in der Mikrowelle erwärmt oder gart, sollte täglich zusätzlich rohes Obst und Gemüse essen, um den Vitamingehalt zu optimieren“, so Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik.
Können Strahlen der Mikrowelle nach außen dringen? „Schutzvorrichtungen sorgen dafür, dass im Betrieb nur sehr wenig Strahlung nach außen gelangt“, betont Ina Stelljes vom BfS. Trotzdem kann nach ihren Angaben in der Umgebung der Sichtblende und der Türen eine geringe sogenannte Leckstrahlung auftreten. Hierfür ist in Sicherheitsnormen ein Grenzwert festgelegt – er liegt bei fünf Milliwatt pro Quadratzentimeter in einem Abstand von fünf Zentimeter von der Geräteoberfläche. Messungen des BfS haben ergeben, dass der weit überwiegende Teil der Mikrowellengeräte sich innerhalb des Grenzwertes befindet. „Bei technisch einwandfreien Geräten besteht keine gesundheitliche Gefahr, auch nicht für besonders schutzbedürftige Personen wie Schwangere oder Kleinkinder“, so Stelljes. Grundsätzlich sollte aber eine unnötige Belastung mit hochfrequenten Feldern vermieden werden. Das BfS empfiehlt daher, dass sich vor allem Kinder während der Zubereitung des Essens nicht unmittelbar vor oder neben dem Gerät aufhalten sollten.
Welches Geschirr sollte verwendet werden? Beim Aufwärmen von Nahrung in der Mikrowelle ist die Wahl des Geschirrs wichtig. „Eigens gefertigtes Mikrowellen-Geschirr eignet sich natürlich am besten, aber Porzellan und Glas gehen auch“, sagt Annabel Oelmann, Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen. Keinesfalls sollten zum Braten, Kochen und Erhitzen in der Mikrowelle Küchenutensilien aus Melaminharz verwendet werden, warnt Professor Andreas Hensel. Er ist Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Der Grund: Werden diese Küchenutensilien den Temperaturen in der Mikrowelle ausgesetzt, können höhere Mengen Melamin und Formaldehyd freigesetzt werden und in Nahrungsmittel oder Getränke übergehen. Dies kann schädlich für die Gesundheit sein.
Praktische Tipps rund um die Mikrowelle
Achtung, Spritzer! Damit Speisen nicht spritzen, sollten sie mit einer Abdeckhaube geschützt werden.
Achtung, heiß! Grundsätzlich sollten Sie Speisen und Getränke nach Ablauf der Erhitzungszeit einige Minuten im Gerät stehen lassen. „So verteilt sich die Hitze in der Speise am besten“, rät Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik. Verbraucher-Expertin Annabel Oelmann weist darauf hin, dass Lebensmittel in der Mikrowelle oft ungleichmäßig erhitzt werden. „Das hat zur Folge, dass sich beispielsweise ein Kakao beim Trinken am Anfang nur lauwarm anfühlen und im nächsten Augenblick den Mund verbrennen kann.“ Also erst umrühren, dann trinken.
Achtung, Wartezeit: In jeder Mikrowelle befindet sich ein sogenanntes Magnetron. Dieser Sender erzeugt elektromagnetische Wellen. Sie werden in den Innenraum des Gerätes geleitet, von den Wänden des Garraumes reflektiert und möglichst gleichmäßig im Gehäuse verteilt. „Die elektromagnetischen Wellen regen vor allem die Wassermoleküle in den Speisen zu starken Schwingungen an“, erklärt Morlo. Das heißt: Lebensmittel mit einem hohen Flüssigkeitsgehalt erwärmen sich schneller als trockene.
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