WG-Leben mit dem Ex
Trotz Trennung leben manche Ex-Paare weiter unter einem Dach – zumindest, bis einer der Partner eine neue Bleibe hat und man sich gütlich einigt. Gerade jetzt sind Regeln zu Hause wichtig.
München - Nach einer Trennung unter einem Dach leben – das ist nicht gerade einfach. Was wird aus der gemeinsamen Wohnung, und wer bekommt am Ende was? Diese Fragen führen häufig zum Streit. Doch gerade, solange man die Wohnung noch miteinander teilt, sollten beide Seiten ein paar Regeln beachten.
Formale Dinge, das Thema Geld, aber auch familienrechtliche Anforderungen können für neuen Streit sorgen. „Voraussetzung für eine Scheidung ist ein Trennungsjahr mit einem exakt definierten Beginndatum”, sagt Eva Becker, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Familienrecht im Deutschen Anwaltverein. „Ab diesem Termin muss belegbar die Versorgungsgemeinschaft beendet sein.” Ist das nicht der Fall, könnte das später zum Problem werden – sofern einer der Partner sich doch nicht scheiden lassen möchte. Wer also auf Nummer sicher gehen möchte, sollte sich in der Trennungsphase an Verhaltensregeln halten – denn rechtlich gibt es klare Grenzen für den Fall, dass Paare, die sich scheiden lassen wollen, unter einem Dach leben:
Für Paare, die sich scheiden lassen wollen, aber noch getrennt unter einem Dach leben, hat der Bundesgerichtshof einige Regeln für verbindlich erklärt. Die Trennung ist – rein rechtlich – sonst nicht gültig. Gerhard Kaßing, Fachanwalt für Familienrecht, sagt: „Die Eheleute müssen die Zimmer getrennt nutzen. Ausgenommen sind Toilette, Bad und Küche.“ Auch den Haushalt müssen sie getrennt führen. „Der BGH verlangt , dass statt einer Literflasche Milch jetzt zwei halbe Literflaschen im Kühlschrank stehen müssen.“ Gewaschen wird separat.
Aber auch sonst helfen im täglichen Miteinander klare Absprachen. „Die Kommunikation darf nicht unter die Gürtellinie gehen”, sagt Roland Kachler, Leiter einer psychologischen Beratungsstelle der Diakonie. Sein Tipp: „Man sollte von Anfang an klare Stopp-Zeichen vereinbaren.” Setzt ein Partner dieses Zeichen, sollte die Diskussion besser vertagt werden.
Manche Konflikte lassen sich eben nur schwierig lösen. „Häufig gibt es finanzielle Engpässe, da zwei Haushalte immer teurer sind als einer”, beschreibt Familienrechtlerin Becker eines der viel diskutierten Probleme. Gerade dann ist es wichtig, dass man kühlen Kopf bewahrt. „Für Paare, die eine Scheidung anvisieren, kann es Sinn machen, vor dem Auszug eines Partners die Weichen zu stellen und grundsätzliche Einigungen zu erzielen.”
Außerdem gibt es Paare, die sich auseinander gelebt, aber kein hohes Konfliktpotenzial entwickelt haben, so Becker. Wenn dann Kinder mit im Spiel sind, kann die Überlegung entstehen – wie eine Wohngemeinschaft – unter einem Dach zu bleiben.
Doch Eltern, die sich nur dafür entscheiden, weil sie ein schlechtes Gewissen gegenüber den Kindern haben und diesen etwas Gutes tun wollen, erweisen dem Nachwuchs keineswegs immer einen Gefallen. Denn in so einem Familiengefüge wissen die Kinder nicht, woran sie sind – und die Eltern werden leicht gegeneinander ausgespielt. „Kinder brauchen klare Regeln. Sie müssen wissen, wer wann und für was zuständig ist. Sonst lernen sie schnell den Mechanismus, sich ihren Vorteil rauszusuchen”, sagt Psychologe Kachler. „Das ist eine Verhaltensstrategie, die sie dann auch in ihrem späteren Leben umsetzen werden.”
Ohnehin lauern auf der Gefühlsebene viele Fallstricke. „Wenn ein Partner innerlich mit der Beziehung abgeschlossen hat, der andere sich jedoch noch Hoffnungen macht, ist diese räumliche Nähe absolut kontraproduktiv”, gibt Paartherapeutin Monika Häußermann zu bedenken. Das gilt erst recht, wenn einer der Beteiligten einen neuen Partner hat.
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