Die neue Art von WG

Viele Bauherren schließen sich gerade in Städten gern zusammen und ziehen einen Neubau hoch, um ihn in Eigentumswohnungen aufzuteilen
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Es muss nicht die klassische Wohngemeinschaft sein: Viele Bauherren schließen sich gerade in Städten gern zusammen und ziehen einen Neubau hoch, um ihn in Eigentumswohnungen aufzuteilen

Berlin - Das eigene Häuschen ist zwar noch immer die häufigste Form des Wohneigentums in Deutschland. Anfang 2008 besaßen laut Statistischem Bundesamt 29 Prozent aller Haushalte ein Einfamilienhaus. Doch das ändert sich allmählich. Architekten erkennen einen Trend zum geteilten Wohnraum.
Statt ein frei stehendes Einfamilienhaus inmitten eines großen Grundstücks bauen Familien heute gerne Reihenhäuser oder ziehen gemeinsam mit anderen einen Neubau mit Eigentumswohnungen hoch.
Von einem Trend zu „verdichteten Bauformen” spricht Mirjam Thomann vom Bund Deutscher Architekten (BDA). Zwar seien nach wie vor Einfamilienhäuser sehr beliebt, aber die Bauherren passen ihre Ansprüche an das Eigenheim inzwischen häufig anderen Wunschvorstellungen an: Sie wollen ressourcensparend und in Ballungsräumen leben.
Viele Menschen entwickeln daher bei ihren Planungen ein Bewusstsein für die Nachteile der Wohnform Einfamilienhaus, sagt Thomann.
Bauplatz, Bau, Unterhalt und Versorgung der Gebäude seien teuer. Und das frei stehende Modell brauche viel Fläche. Das sei meist nur im Umland von größeren Städten möglich – verbunden mit weiten Wegen in die Innenstadt. Die Folge: Das knappe Platzangebot in den Ballungsräumen muss effizienter genutzt werden – mit dichter gebauten Siedlungen.
So werden etwa Grundstücke in bestehenden Wohngebieten nochmal unterteilt und ein weiteres Gebäude wird daraufgesetzt, berichtet Carmen Mundorff von der Architektenkammer von den neuen Entwicklungen auf dem Markt.
Oder noch freie Flächen werden in kleinere Parzellen als früher eingeteilt.
Gerade in großen Städten schließen sich immer mehr Bauherren zu sogenannten Baugruppen zusammen, so Corinna Seide von der Bundesarchitektenkammer in Berlin. Sie bauen gemeinsam ein Gebäude und teilen es in Eigentumswohnungen auf.
Mirjam Thomann spricht von einem Trend zum „Haus im Haus”. Seide bezeichnet das Modell als „das gestapelte Einfamilienhaus”.
Dabei gehe es vielen Bauherren nicht nur um die effektive Nutzung von wenig Baugrund, sondern auch um das Bauen und Wohnen in der Gemeinschaft. Die Nachbarn könnten sich im Alltag helfen und gegenseitig die Kinder betreuen, zählt Seide die Vorteile auf. Und sie pflegen große und arbeitsintensive Gärten gemeinsam.
Baulich werden natürlich dadurch auch die Kosten gesenkt werden, weiß Architektensprecherin Seide.
Ein weiterer Vorteil sei, dass hohe energetische Standards sich in kompakten Bauformen realisieren lassen, sagt Mirjam Thomann.
So teilen sich die Parteien Kosten für Sanierungen und etwa für die Dämmung der Außenhülle.
Auch die Versorgung des Hauses mit Heizenergie wird gebündelt – wie ein Anschluss für alle an die Fernwärme oder eine geteilte Solarthermieanlage auf dem Dach.
Einen weiteren Trend in der Branche macht Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren aus: Immer mehr Bauherren planen und bauen nicht individuell, sondern wählen schlüsselfertige Objekte. Aktuell seien freischaffende Architekten nur für etwa zehn Prozent des Baus von Einfamilienhäusern verantwortlich, so Reinhold-Postina. 75 Prozent der Objekte kämen von Bauträgern, etwa 15 Prozent seien Fertighäuser. Ihre Sicht der Dinge ist streitbar: „Das sind dann keine innovativen Lösungen, sondern Häuser von der Stange.”

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