Die eigenen vier Wände
Es klingt nach einer guten Nachricht: „Gut jeder vierte Haushalt in Deutschland hat sich den klassischen Traum vom Eigenheim erfüllt“, meldet das Statistische Bundesamt. 28 Prozent der rund 40 Millionen Privathaushalte in Deutschland wohnen in einem eigenen Einfamilienhaus. Nimmt man Eigentumswohnungen dazu, leben sogar 43 Prozent aller Haushalte in den eigenen vier Wänden.
43 Prozent – die Zahl scheint eine Konstante zu sein. Die Einkommens- und Verbraucherstichprobe wird alle fünf Jahre erhoben. Auch 2008 und 2003 stand in der Spalte „Haushalte in Wohneigentum“ genau die gleiche Zahl. „Das Eigenheim steht immer noch für Wohlstand und freie Entfaltung“, sagt Prof. Michael Voigtländer, Immobilienexperte beim Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). „Allerdings haben sich die Präferenzen geändert.“ Die Menschen zieht es zunehmend in die Städte, viele Studien belegen das. Sie wollen dorthin, wo ihr Job ist, kurze Wege und eine gute Infrastruktur, ein großes Freizeitangebot und ein schnelles Internet.
Die Bauwirtschaft spiegelt das wider: „Der Geschosswohnungsbau hat in den vergangenen Jahren deutlich angezogen, beim Hausbau gibt es nur moderate Zuwächse“, weiß Voigtländer. Politische Weichenstellungen haben den Trend forciert: Die Eigenheimzulage wurde gestrichen, die Pendlerpauschale gekürzt. Außerdem hat sich das Image gewandelt: „Es ist nicht mehr so schick, auf dem Land zu leben.“ In der jüngsten Volkszählung hat das Statistische Bundesamt die sogenannte Eigentümerquote ermittelt. Sie besagt, wie viele der mehr als 40 Millionen Wohnungen in Deutschland von den Besitzern selbst bewohnt werden.
Dabei zeigen sich eklatante regionale Unterschiede: Die mit Abstand meisten Häusle-Besitzer gibt es im Saarland: In 62,8 Prozent aller Wohnungen wohnen die Besitzer selbst. Nicht nur am anderen Ende der Republik, auch am anderen Ende der Skala liegt Berlin. Dort liegt die Eigentümerquote bei nur 15,6Prozent. Wie wohnen die Deutschen heute? Das war eine der wichtigsten Fragen beim Zensus von 2011. Seit die Ergebnisse 2013 publiziert wurden, steht fest: Die durchschnittliche Wohnung in Deutschland ist 90,1 Quadratmeter groß und hat 4,4 Zimmer. Die meisten Wohnungen (knapp 43 Prozent) wurden zwischen 1949 und 1978 gebaut.
Und wie sieht die Zukunft des Wohnens aus? Das Zukunftsinstitut von Matthias Horx hat dazu kürzlich eine Studie publiziert. Haupttrend sei „eine intelligentere Nutzung von Raum“, erklärt Geschäftsführer Andreas Steinle. Statt um den eigenen Garten kümmert man sich mit den Nachbarn um eine gemeinsame Grünfläche; statt ein eigenes Arbeitszimmer einzurichten mietet man sich bei Bedarf in einem Gemeinschaftsbüro ein. Statt Haben und Horten heißt es in Zukunft immer öfter: „Teilen und Tauschen“.
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