Der Privatparkplatz als Marktlücke
MÜNCHEN Immobilien mit einer sehr guten Verkehrsanbindung punkten bei Kaufinteressierten besonders. München und sein Umland sind durch den öffentlichen Nahverkehr hervorragend erschlossen. Wer also viel mit U- und S-Bahn bzw. Bus und Tram unterwegs ist, hat an den meisten Standorten kein Problem. Und auch wer viel mit dem Auto fährt ist durch das gute Straßennetz in und um München bestens angebunden Allerdings sind die Parkplätze oft knapp. Doch ebenso wie Autos die meiste Zeit ungenutzt herumstehen, gibt es auch genug brachliegenden Parkraum. Hier setzt das Parkplatz-Sharing an. Einige Unternehmen haben ungenutzte Parklücken als Marktlücke entdeckt. Zu den jungen Firmen zählt das Start-up Parkinglist. Seit Juni ist die gleichnamige Internetplattform online. Das Prozedere funktioniert so wie bei den noch wenigen Wettbewerbern, die Parkplace.de oder Unserparkplatz.de heißen: Die einen bieten gegen eine steuerpflichtige Vermittlungsgebühr ihren Stellplatz an, wenn dieser ungenutzt ist. Die anderen buchen ihn.
Bei Parkinglist können sich Autofahrer freie Parkplätze auf einer Karte anzeigen lassen. Über die Website oder eine kostenlose Smartphone-App wird gebucht und auch bezahlt. Als Gegenleistung bekommt der Kunde eine Parkplatzgarantie. Den Preis bestimmen die Parkplatzanbieter. „Wir empfehlen allerdings, dass man konkurrenzfähig zu den umliegenden Stellplätzen bleibt”, sagt Fouad Banit, einer der Gründer von Parkinglist. Die Zahl der Nutzer und Parkplätze ist bei den Plattformen bislang noch gering. Dass sich Parkplatz-Sharing für die Suchenden lohnen kann, zeigt eine Umfrage unter Autofahrern durch das Unternehmen Apcoa Parking, einen Betreiber von Parkhäusern: Eine Parkplatzsuche dauert demnach im Durchschnitt zehn Minuten, dabei werden 4,5 Kilometer zurückgelegt, und es entstehen Fahrzeugkosten samt Treibstoff und Verschleiß von 1,35 Euro. Die ließen sich sparen. Welches Potenzial das neue Teil-Konzept hat, zeigt eine Einschätzung des ADAC: Der Münchener Autoclub mutmaßt, dass in manchen Zentren zu Stoßzeiten umherirrende Stellplatz-Suchende 40 Prozent des gesamten Straßenverkehrs ausmachen. „Wenn durch Parkplatz-Sharing tatsächlich weniger Verkehr zustande kommt, wäre das natürlich begrüßenswert”, sagt Anja Smetanin vom umweltorientierten Verkehrsclub Deutschland (VCD).
Rechtlich steht dem Parkplatz-Sharing laut VCD nicht viel entgegen: Wer seinen Stellplatz selbst besitzt, kann ihn ohne Umschweife über das Internet anbieten. Wer ihn nur gemietet hat, muss die Nutzung durch Dritte abklären.
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