Zurück in die Zukunft?
BOCHUM/MÜNCHEN - Es sollen keine Werke schließen – doch die Opelaner zittern weiter. Denn wegen der Krise von General Motors stehen tausende Jobs auf dem Spiel. Und die Mitarbeiter fragen sich: Könnte Opel auch ohne GM überleben?
Die Hoffnung bleibt, aber sie ist noch immer nicht groß. „Die Schließung ist vorerst vom Tisch“, sagt ein Monteur auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz im Bochumer Opel-Werk. „Aber die haben uns schon öfter hinters Licht geführt. Man weiß bei Opel nie.“
Angst und Skepsis waren auch gestern noch da bei den Beschäftigten in der Opel-Frühschicht. Selbst wenn nun klar ist: Die Konzernmutter General Motors (GM) schließt vorerst keine Opel-Werke. „Es ist uns ein Stein vom Herzen gefallen“, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers nach einem Gespräch mit GM-Chef Rick Wagoner. Der hatte klargemacht: GM ist offen für eine schrittweise Herauslösung Opels aus dem Konzern.
Opel ohne GM – der letzte Ausweg? Diese Hoffnung hegt nicht nur Rüttgers. Auch die Gewerkschaften glauben daran und viele Mitarbeiter. Fest steht: Bleibt Opel bei GM stehen tausende Jobs auf dem Spiel – auch ohne Werksschließungen. Oder noch mehr, so wie bei Saab: Der schwedischen Tochter droht die Pleite. Doch hat Opel ohne GM überhaupt eine Chance? Die AZ untersucht die Möglichkeiten.
Opel macht alleine weiter. Das befürwortet der Gelsenkirchener Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer. „Der Staat sollte GM eine Zwei Drittel-Mehrheit an Opel abkaufen und das Unternehmen drei, vier Jahre sanieren.“ Bei der Entwicklung neuer Technologien und Modelle könne man weiter mit GM zusammenarbeiten. „Opel ist durchaus fähig auf eigenen Füßen zu stehen“, so der Experte zur AZ.
Opel wird übernommen. Für einen Kauf Opels kämen vor allem die profitablen asiatischen Hersteller in Frage, glauben Experten. Doch im Moment stehen die Chancen dafür schlecht. „Auch bei denen brennt es wegen der weltweiten Konjunkturkrise“, sagt Albrecht Denninghoff, Auto-Experte bei der BHF-Bank. Andere Fachleute fürchten: Opel werde dann ausgeschlachtet.
Opel bleibt im GM-Verbund. Diese Lösung sähe so aus: Die ausländischen Töchter von GM werden rechtlich eigenständig, bleiben aber Teil des Konzerns. Die jeweiligen Staaten erwerben die Mehrheit an ihren Töchtern – also Deutschland an Opel. „Das garantiert, dass die Staatsgelder heimischen Jobs zugute kommen“, sagt Analyst Denninghoff. Er glaubt: Ohne die Vorteile weltweiter Produktion kann Opel nicht überleben. „Alle Hersteller müssen künftig Modelle mit umweltfreundlichen Antrieben entwickeln – Elektro- oder Hypridmotoren.“ Das koste viel Geld. Opel alleine könne das nicht stemmen. Abschreckendes Beispiel: Der britische Hersteller Rover. Er wollte es nach der Trennung von BMW alleine versuchen – und scheiterte.
A. Jalsovec
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