Zur Hölle damit!

Halloween ist der nervtötendste aller modernen Bräuche. Arno Makowsky, Chefredakteur der AZ, über das Phänomen Halloween.
Schon klar: Ein Lamento gegen Halloween ist ungefähr so wirkungsvoll wie der Versuch, das Böse abzuschaffen oder Markus Söder für immer nach Brüssel zu verbannen. Trotzdem muss es gelegentlich mal gesagt werden: Halloween ist der nervtötendste aller modernen Bräuche. Debil grinsende Halloween-Masken aus Plastik in allen Schaufenstern. Berge von Kürbissen an jedem Ortseingang. Schwachsinnige Grusel-Rituale bei Teenagern. Kinder, die plärrend an der Straße stehen und von unbescholtenen Menschen ultimativ die Herausgabe von Geld oder Süßigkeiten fordern (ansonsten traktieren sie aus Wut Autoscheiben mit Rasierschaum) – all das ist nicht mehr nett oder lustig, sondern einfach nur blöd.
Dabei wollen wir ja nicht humorlos sein. Dass sich die Kirchen durch den Halloween- Quatsch ein bisschen provoziert fühlen, spricht nicht dagegen, eher dafür. Und meinetwegen sollen die Kinder halt zweimal im Jahr Fasching feiern. Richtig schade ist aber, dass zugunsten des orangefarbenen Konsumterrors der schöne Brauch des Martinsumzugs und des Martinsfeuers ziemlich ausgedient hat. Selbstgebastelte Laternen sind nun mal nicht halb so aufregend wie neongrelle Skelette und blutige Äxte im Kinderzimmer. Dass sich die Stadt München jetzt entschlossen hat, Partys in der Nacht zu Allerheiligen mit Bußgeldern von bis zu 10 000 Euro zu ahnden, ist trotzdem der falsche Weg. In dieser Nacht ist der Halloween- Zinnober ja vorbei. Und das sollte man unbedingt feiern dürfen.