Zum Fleiß
Der riskante, aber richtige Umgang mit Terror- Drohungen - Georg Thanscheidt, Vize-Chefredakteur, über die Wiesn im Zeichen des Terrors.
Es war Wiesn – und sie war wahrlich schön! Entschuldigen Sie das Pathos, aber dieses gerade zu Ende gegangene Oktoberfest war wirklich dazu geeignet, ins Schwärmen zu geraten. Und sei’s nur zum Fleiß, um zu beweisen, dass Bin Ladens Schergen nicht in der Lage sind, uns den Spaß am schönsten Volksfest der Welt zu verderben.
„Afghanistan ist kein Bierzelt“, so lautete allen Ernstes die Drohung, die El-Kaida einen Tag vor Anstich per Video in die Welt posaunte. Die Sicherheitsbehörden waren alarmiert, die Nervosität der Einsatzkräfte schon da unübersehbar. Eine Woche später die nächste Drohung – ein vermummter Islamist vor einem Bild vomOktoberfest-Eingang. Alarmstufe Rot – trotzdem beschlossen die Behörden, ihr neues Sicherheitskonzept nicht schon am Wahl-Wochenende, sondern erst amMontag danach umzusetzen. Das war riskant, aber richtig.
Die Terror-Angst mag einige davon abgehalten haben, auf die Wiesn zu gehen. Unsinnige Anschlags- Andeutungen von vermeintlich guten Freunden oder anderen unseriösen Absendern mögen ebenfalls dazu beigetragen haben. Aber am Schluss waren es trotzdem wieder 5,7 Millionen Menschen, die bei weiß-blauem Wonne-Wetter pro Kopf so viel Wiesn-Bier wie noch nie getrunken haben. Die meisten von ihnen haben es genossen, einige leider auch übertrieben.
Koma-Saufen bleibt ein Problem – hoffentlich das einzige, das Wirte und Festleitung in den nächsten Jahren angehen müssen. Auf eine friedliche Jubiläums-Wiesn 2010!