Zu kurz gesprungen

Es gibt noch viel zu ändern – jetzt ist der Papst gefordert: Michael Heinrich, AZ-Redakteur, über den Papst und die Kondome
von  Abendzeitung
Michael Heinrich, AZ-Redakteur
Michael Heinrich, AZ-Redakteur © abendzeitung

Es gibt noch viel zu ändern – jetzt ist der Papst gefordert: Michael Heinrich, AZ-Redakteur, über den Papst und die Kondome

Es ist eine Sensation, aber keine Revolution: Der Papst erlaubt – unter sehr eingeschränkten Bedingungen – die Benutzung von Kondomen. Einer der höchsten christlichen Prämissen, dem Schutz des menschlichen Lebens, wird endlich Vorrang gegeben vor einer rigiden, vorgestrigen Moral, die die Benutzung von Verhütungsmitteln streng untersagt.

Wir wissen, dass die katholische Geißelung der Präservative vor allem in Afrika viel Leid, Elend und Tod in die Familien gebracht hat, weil sie die einzige Möglichkeit sind, HIV und Aids zu verhindern. Doch genau da springt der Papst viel zu kurz: HIV wird eben nicht nur vonmännlichen Prostituierte übertragen, in Afrika sind sie sogar das geringste Problem, Aids ist überall.

Doch lassen wir uns überraschen: Vielleicht ist dieser zu kurze Sprung doch ein erster Schritt der katholischen Kirche hinaus aus dem Mittelalter. Vielleicht erlauben die Gralshüter einer überkommenen Moral auch bald die Nutzung von Kondomen und Anti-Baby-Pille als Mittel zur Verhütung von Übervölkerung, Armut und Tod.

Vielleicht wird auch bald von katholischer Seite der Ökumene keine Knüppel mehr zwischen die Beine geworfen, wird endlich dem unseligen Zölibat – der Ursache vieler Missbrauchsfälle in der Kirche – der Garaus gemacht und werden Frauen auch Priesterinnen werden dürfen. So kurz vor Weihnachten wirdman sich ja wohl noch was wünschen dürfen!

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