Zeit für die Kür

Schon seit Tagen gibt’s keinen Unterricht mehr. Matthias Maus über die Unsitte verfrühter Ferien und schulschwänzende Eltern.
von  Abendzeitung

Schon seit Tagen gibt’s keinen Unterricht mehr. Matthias Maus über die Unsitte verfrühter Ferien und schulschwänzende Eltern.

Es ja vollkommen richtig. Man soll nicht schummeln, nicht lügen und schon gar nicht den Kindern ein schlechtes Vorbild sein. Also kommen solche Delikte wie elterlich sanktioniertes Schulschwänzen nicht infrage – so wenig wie Falschparken, Steuerschwindeln oder Versicherungsbetrügen. Nur leider sieht die Realität anders aus, und dafür gibt es nicht nur niedere Beweggründe.

Es soll nicht die Rede sein von den unverschämten Preissprüngen, die Hotels und Reiseveranstalter pünktlich zu Ferienbeginn vollführen. Zersetzend auf Moral und Gesetzestreue wirkt die vielmals gemachte Beobachtung, dass die Ferien tatsächlich mitten in der Schulzeit beginnen.

Schon Tage, wenn nicht gar Wochen vor den Zeugnissen ist „nichts mehr los“. Unterricht findet nach Notenschluss kaum noch statt – und das liegt nicht nur an schlecht motivierten Schülern. Nun sei jedem sein Wandertag gegönnt. Aber ausgerechnet in diesen Tagen der Kür könnten unsere Pädagogen mal all das nachholen, was sonst im Druck zu kurz kommt. Sie könnten motivieren und zeigen, dass Schule auch Spaß machen kann.

Statt dessen gepflegte Langeweile zu verbreiten, ist keine Option. Vollends ärgerlich wird die Sache dann nach Ferienende, wenn sich das Kollegium auf einer eigens anberaumten Ausflugsfahrt erst kennenlernen muss und dafür schon wieder Unterricht ausfällt.

Wenn Bildung wirklich so wichtig ist, wie die Gesellschaft langsam erkennt, dann haben wir keine Zeit zu verlieren – und keine zu verschenken.

Der Autor ist Chefreporter der Abendzeitung

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