Zahlenzauber mit Arbeitslosen

Nur 3,6 Prozent der Erwerbstätigen in Bayern sind ohne Arbeit, berichtet das Landesarbeitsamt. Die Statistik ist geschönt, sagt Linken-Politiker Weinberg – die wahre Quote betrage 6,7 Prozent
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NÜRNBERG Davon können die Wirtschafts- und Sozialminister in anderen Ländern nur träumen: Nur 3,6 Prozent aller Bayern, die eine Stelle bräuchten, sind ohne Arbeitsplatz. Das ist so gut wie gleichbedeutend mit Vollbeschäftigung. Aber die Zahlen sind getrickst, sagt Linken-Politiker Harald Weinberg. In Wahrheit sei die Arbeitslosigkeit in Bayern weitaus schlimmer.

Der Soziologe dröselt die Statistik des Landesarbeitsamtes auf. Zu den offiziell gemeldeten 248905 Bayern ohne Arbeit kämen 79678 Arbeitslose, die in der Statistik nicht gezählt würden – unter anderem fast 18000 Menschen, die älter als 58 Jahre sind, Arbeitslosengeld I oder II beziehen, über 20000 Menschen, die an Weiterbildungskursen teilnehmen und über 14000 Menschen, die durch einen privaten Arbeitsvermittler auf dem Jobmarkt untergebracht werden sollen. Würden diese Menschen in der Statistik berücksichtigt, käme eine Quote von 6,7 Prozent heraus.

Die offizielle Zahl ist für Weinberg deshalb „blanke Polit-Trickserei und nichts anderes als politische Bilanzfälschung“. Die Landesregierung solle „in Problemregionen wie in Oberfranken oder der Oberpfalz sowie in Städten wie Nürnberg und Fürth aktiv“ werden, um mehr Menschen zu einem Job zu verhelfen.

Bei der Arbeitsverwaltung blitzt Weinberg mit seiner Kritik ab: Die Personengruppen ohne Job, die der Politiker aufzähle, würden nicht totgeschwiegen, heißt es – jeder könne sie in der offiziellen Statistik unter dem Begriff „Unterbeschäftigt“ finden. Der Streit über die Zahlen beschränkt sich allerdings nicht auf Bayern, und nicht auf die Arbeitslosenquote.

Auch bei der Zahl der Erwerbstätigen melden Kritiker – nicht nur aus Oppositionsparteien – Zweifel an. Laut den monatlichen Arbeitsmarkt-Zahlen erlebte Deutschland sowohl 2012 als auch 2011 einen spürbaren Zuwachs an Arbeitsplätzen. Dies geht aber nur zum Teil auf die wirtschaftliche Dynamik zurück, geben Arbeitsmarktbeobachter zu bedenken. Ein immer größerer Anteil der Stellen, mittlerweile rund ein Drittel, sind Teilzeit-Jobs. Nur jede zweite erwerbstätige Frau ist Vollzeit beschäftigt. Und nicht immer geht die geringe Anzahl von Arbeitsstunden pro Woche auf den Wunsch des Beschäftigten zurück. Vor allem in Dienstleistungsbranchen wie dem Handel tun sich viele Beschäftigte schwer, eine Vollzeitstelle zu finden. sun

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