Yahoo-Chefin verärgert Aktionäre
Yahoo-Chefin Marissa Mayer stößt nur drei Wochen nach ihrem Amtsantritt die bereits leidgeprüften Aktionäre vor den Kopf. Möglicherweise müssen sie auf die versprochenen Milliarden aus dem Verkauf des Yahoo-Anteils an der chinesischen Handelsplattform Alibaba verzichten.
Sunnyvale - Nach Schätzungen könnte es um rund vier Milliarden Dollar gehen. Mayer stellte die Strategie des schwächelnden Internet-Unternehmens auf den Prüfstand und eine der Entscheidungen könnte sein, den Scheck aus China zu behalten, wie Yahoo am Donnerstag mitteilte. Die Aktie sackte ab.
Der Anteil von 40 Prozent an Alibaba galt schon lange als der wertvollste Posten in den Yahoo-Büchern. Die Chinesen wollten ihn schon lange zurückkaufen, um an die Börse gehen zu können. Nach jahrelangen Gesprächen wurde im Mai ein Deal ausgehandelt. Der Verkauf der halben Beteiligung soll mindestens 6,3 Milliarden Dollar in bar einbringen. Beinahe alles Geld, was nach Steuern übrig bleibt, war dabei den Aktionären versprochen worden - etwa in Form eines Aktienrückkaufs.
Yahoo erklärte jedoch nun in einer Börsenmitteilung, dass sich Mayer zusammen mit dem Verwaltungsrat die Wachstums- und Übernahmestrategie des Unternehmens anschaue, dazu den Restrukturierungsplan sowie die anvisierte Kapitalzuteilung und den Kassenbestand. Ziel sei es, langfristig Wert für die Anteilseigner zu schaffen. Oder im Klartext: Yahoo auf Vordermann zu bringen und damit den Aktienkurs zu steigern. Kurzfristig würden die Aktionäre aber in die Röhre schauen.
Die Investoren, die sich schon lange ärgern, weil der Kurs seit ungefähr vier Jahren unter 20 Dollar festhängt, reagierten entsprechend angesäuert. Die Aktie fiel vorbörslich um 4,75 Prozent. Der Abschluss des Verkaufs wird gegen November erwartet.
Die ehemalige Google-Spitzenmanagerin Mayer hatte Mitte Juli das Ruder bei Yahoo übernommen und muss nun die schleppend laufenden Geschäfte ankurbeln. Die 37-Jährige will das Internet-Urgestein wieder zu einer Innovationsmaschine machen, um gegen Rivalen wie Google oder Facebook bestehen zu können. Das aber kostet Geld und braucht Mitarbeiter. Wenn Mayer die Milliarden in der Kasse behalten würde, brächte ihr das zusätzliche Feuerkraft.
Das alte Management war noch auf Sparen eingestellt, weil die Haupteinnahmequellen von Yahoo vor sich hindümpeln: die grafischen Werbeanzeigen und der Verkauf von bevorzugten Platzierungen in der Trefferliste der Suchmaschine. Derzeit läuft ein Stellenabbau, dem die Jobs von 2000 der zuletzt 14 000 Beschäftigten zum Opfer fallen sollen. Dagegen hatten Google oder auch Facebook ihre Mannschaften bis zuletzt aufgestockt.
Wohin die Reise bei Yahoo nun genau geht, hat Marissa Mayer noch nicht verraten. Die Managerin ist ein Star im Silicon Valley und eines der bekanntesten Gesichter der Technologieszene überhaupt. Sie leitete bei Google die Internetsuche und später die Kartendienste. Sie erwartet im Oktober ihr erstes Kind.