Wohlfühlen im Sparbrief

Die Finanzkrise hat die Anleger tief verunsichert. Davon profitieren Sparkassen und Volksbanken: Ihnen laufen derzeit die Kunden zu. Die Verbraucher sind auf der Suche nach Anlageprodukten, die sie verstehen und die eine sichere Rendite versprechen.
von  Abendzeitung
Hauptsitz der Stadtsparkasse München: Selbst typische Privatbankkunden schichten ihr Geld um.
Hauptsitz der Stadtsparkasse München: Selbst typische Privatbankkunden schichten ihr Geld um. © az

MÜNCHEN - Die Finanzkrise hat die Anleger tief verunsichert. Davon profitieren Sparkassen und Volksbanken: Ihnen laufen derzeit die Kunden zu. Die Verbraucher sind auf der Suche nach Anlageprodukten, die sie verstehen und die eine sichere Rendite versprechen.

Die Finanzkrise hat die Aktienanleger bereits Milliarden gekostet – und die Sparer zutiefst verunsichert. Nun werden die Folgen für die deutsche Bankenlandschaft spürbar. Die Turbulenzen an den Anlagemärkten treiben den vermeintlich biederen öffentlich-rechtlichen und genossenschaftlichen Kreditinstituten jede Menge neuer Kunden zu.

„Wir konnten in den vergangenen Monaten vermehrt Kunden gewinnen“, sagt Jürgen Gros vom Genossenschaftsverband Bayern, der die Volks- und Raiffeisenbanken vertritt. Schon im ersten Halbjahr 2008 sei die Zahl der Einlagen spürbar gestiegen. „Wegen der aktuellen Krise rechnen wir auch für das zweite Halbjahr mit einem deutlichen Zuwachs“, so Gros.

Diesen Trend bestätigen auch die Sparkassen. Bei der Sparkasse Nürnberg etwa heißt es: Man spüre in der letzten Zeit eine stärkere Kundenfrequenz – in den Geschäftsstellen und am Telefon. Und auch Joachim Fröhler, Sprecher der Stadtsparkasse München, meint: „Wir gewinnen derzeit neue Kundengruppen hinzu. Und zwar auch solche, die früher nie auf die Idee gekommen wären, zur Sparkasse zu gehen.“

Sicherheit ist der neue "Wohlfühlfaktor"

Hintergrund: Typische Kunden großer Privatbanken streuen wegen der Krise ihr Geld mittlerweile verstärkt auf verschiedene Banken. Sie suchen sich dabei gezielt auch die sicheren Sparkassen aus, berichtet Fröhler. „Und die Summen, die sie anlegen, sind nicht zu gering.“ Auch Fröhler rechnet deshalb damit, dass sein Haus in diesem Jahr einen Einlagenzuwachs verzeichnen wird.

Was die Anleger dabei vor allem zu Volksbanken und Sparkassen treibt: Das Geld ist dort krisensicher. Die Institute sichern nicht nur die Einlagen in voller Höhe ab. Im Fall einer drohenden Pleite eines Institutes würden die anderen es auch stützen – eine Sicherheit, die „für viele Kunden ein neuer Wohlfühlfaktor ist“, so Jürgen Gros.

Die Filiale ist wieder richtig "in"

Sicherheit freilich suchen die Bank-Kunden wegen der Krise verstärkt auch bei der Geldanlage. „Termingelder – und da vor allem das einjährige Festgeld – sind bei den Anlegern der große Renner“, sagt Hans Schmid vom bayerischen Sparkassen- und Giroverband. Bei der Zahl der Aktienanleger stelle man hingegen schon seit längerem einen Rückgang fest.

„Die Kunden wollen sicher sein, dass sie ihr Geld und die Zinsen am Ende auch rausbekommen“, sagt Stadtsparkassen-Sprecher Fröhler. Deswegen sei selbst der gute alte Sparkassenbrief als Anlageform wieder sehr gefragt.

Und: Die Verbraucher suchen offenbar verstärkt wieder die Nähe zu einem persönlichen Berater. „Die Filiale“, stellt Genossenschaftsvertreter Gros fest, „ist wieder richtig ,in’“.

A. Jalsovec

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