Wo ist eigentlich all das Geld geblieben?

Ein Jahr ist die Pleite der Lehman-Bank her. Wo ist eigentlich das Geld geblieben und was machen die Lehman-Akteure heute? Wieviel Geld kostete die Krise bisher? Die AZ gibt die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
von  Abendzeitung
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Ein Jahr ist die Pleite der Lehman-Bank her. Wo ist eigentlich das Geld geblieben und was machen die Lehman-Akteure heute? Wieviel Geld kostete die Krise bisher? Die AZ gibt die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

NEW YORK Die Krise hat Geburtstag: Heute ist es ein Jahr her, dass die US-Bank Lehman Brothers pleite ging und sich die Finanzkrise zur schwersten Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren entwickelte. Die AZ zieht ein Resümee.

Wieso löste die Lehman-Pleite die Krise aus?

Mit Lehman war die viertgrößte Bank der USA akut bedroht, trotzdem weigerte sich die US-Regierung zu helfen. Die Schockwellen der Insolvenz kamen schnell an den Börsen an: Zuerst stürzte in New York der Dow Jones ab, dann folgten die Märkte weltweit. Die Banken misstrauten sich und liehen sich untereinander immer weniger Geld, wurden mit Krediten geizig: Die Krise war in der Realwirtschaft angekommen.

Wieviel Geld kostete die Krise bisher?

Nach einer Schätzung der Commerzbank wurden bis heute weltweit unvorstellbare 7,3 Billionen Euro vernichtet. In Deutschland sind es 237 Milliarden Euro, das macht 2900 pro Kopf. Zum Vergleich: Der gesamte Bundeshaushalt liegt bei 298 Milliarden Euro. Und noch ist die Krise nicht vorbei.

Wo ging all das Geld hin?

Viel von dem vernichteten Geld existierte nie, sondern entstammt weit überschätzten US-Immobilien oder der Phantasie von Börsianern. Den Großteil des verlorenen Geldes machen die Abschreibungen der Banken aus, außerdem verlor durch das ausbleibende Wachstum die Volkswirtschaft als Ganzes.

Können sich Krisengeschädigte ihr Vermögen zurückholen?

Ende August bekam ein Lehman-Geschädigter vor dem Landgericht Frankfurt Recht, weil ihn seine Sparkasse nicht auf das Totalverlustrisiko hingewiesen hatte. Andere gehen auf die Straße: Am Dienstag demonstriert in Berlin zum Jubiläum die Interessengemeinschaft der 40000 deutschen Lehman-Opfer.

Haben die Banker aus der Krise gelernt?

Unwahrscheinlich. Der Finanzexperte Wolfgang Gerke sagt, die Märkte lernten nur kurzfristig: „Im nächsten Boom ist wieder alles vergessen.“ Am Ende ist der Staat gefragt: Nur eine stärkere Regulierung könne ein „Weiter so“ bei den Bankern verhindern. Genau das forderte auch US-Präsident Barack Obama in einer Rede am Montag.

Was machen die Lehman-Akteure heute?

Ex-Chef Richard S. Fuld lebt zurückgezogen in seiner Villa in Connecticut. Die Mitarbeiter der Bank verloren selbst Milliarden, doch nicht alle auch ihren Job: 600 wurden wieder eingestellt, um die offenen Forderungen an die Bank abzuarbeiten.rg

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