Wo geht's hin? Feilschen um Karstadt

Am Freitag muss der Kaufvertrag stehen, sonst drohen 120 Häusern und 25000 Mitarbeitern das Aus. Welche Bieter noch im Rennen sind und was sie für das angeschlagene Unternehmen planen ...
von  Abendzeitung
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ESSEN - Am Freitag muss der Kaufvertrag stehen, sonst drohen 120 Häusern und 25000 Mitarbeitern das Aus. Welche Bieter noch im Rennen sind und was sie für das angeschlagene Unternehmen planen ...

Das Zittern bei Karstadt geht weiter. Nur noch bis morgen läuft die Verkaufsfrist für das Traditionsunternehmen. Morgen muss Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg einen unterschriebenen Kaufvertrag präsentieren. Andernfalls droht der Kette mit 120 Häusern und 25000 Mitarbeitern das Aus.

Problem: Damit der Sanierungsplan greifen kann, müssen die Städte mit Karstadt-Filialen einem Gewerbesteuerverzicht zustimmen. 90 Städte haben dem Verzicht bereits zugestimmt, darunter München und Nürnberg. Bei elf dieser Kommunen ist aber noch nicht klar, ob der Verzicht an Bedingungen geknüpft ist. Vier Kommunen sind strikt dagegen. Auch mit den Bietern wird vermutlich bis zum letzten Tag gefeilscht. Und sie sind im Rennen:

Triton: Der deutsch-skandinavische Investor war der erste Bieter. Zuvor hatte Triton schon den Autozulieferer Stabilus, Rütgers Chemie oder den Fertighausbauer Kampa übernommen. Triton will bei Karstadt unter anderem defizitäre Abteilungen an Fremdunternehmen abgeben. Außerdem will Triton weitere Lohnzugeständnisse von den Arbeitnehmern. Zuvor hatten sich die Mitarbeiter schon bereiterklärt, drei Jahre lang auf 50 Millionen Euro zu verzichten. Triton will aber noch mehr – unter anderem soll das bis 2012 auf Eis gelegte Urlaubs- und Weihnachtsgeld künftig in erfolgsabhängige Prämien umgewandelt werden. Außerdem sollen die Vermieter der Karstadt-Warenhäuser ihre Mieten senken.

Die Gewerkschaften sind gegen die Pläne – so dass der Investor sogar mit Ausstieg aus dem Bieterverfahren drohte.

Berggruen: Chef der Berggruen Holdings Ltd. ist der 48-jährige Nicolas Berggruen, Sohn des 2007 verstorbenen Kunstsammlers Heinz Berggruen. Ihm gehe es um Karstadt als „deutsche Marke mit Kultstatus“, sagte er. Bisher hatte Berggruen vor allem Immobilien-Investments verantwortet, im Kaufhaus-Bereich ist er ein Neuling. Wohl auch wegen der mangelnden Erfahrung hat Berggruen sich jetzt einen Partner ins Boot geholt: Den Modekonzern BCBG Max Azria. Finanzieren will der Privatinvestor die Kaufhof-Sanierung vor allem mit weiteren Zugeständnissen der Vermieter. Beim Personal will er keine weiteren Einschnitte.

Highstreet: Dem Vermieter-Konsortium gehört die Mehrzahl der Karstadt-Immobilien. Offiziell ist Highstreet noch gar nicht als Bieter in Erscheinung getreten. Es wird aber schon seit längerem gemunkelt, dass der Hauptgläubiger Karstadts die Sanierung gleich selbst übernehmen könnte.

Hinter dem Konsortium stehen die Investmentbank Goldman Sachs und die italienischen Unternehmen Borletti, Generali und Pirelli. Highstreet ist der Favorit der Gewerkschaften, weil in dessen Plan keine Entlassungen vorgesehen sind. zo

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