Wirtschaftskriminalität: Vier Milliarden Euro Schaden

300 000 Euro Schaden hat jedes zweite Unternehmen durch Verbrechen im Business. Doch noch immer wird die Gefahr von Wirtschaftskriminalität unterschätzt.
jr |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

300 000 Euro Schaden hat jedes zweite Unternehmen durch Verbrechen im Business. Doch noch immer wird die Gefahr von Wirtschaftskriminalität unterschätzt.

Frankfurt - Fast jedes vierte mittelständische Unternehmen ist in den letzten zwei Jahren Opfer geworden. Bei den befragten Großunternehmen war sogar mehr als die Hälfte betroffen: Jedes Jahr werden in Deutschland knapp 675 000 wirtschaftskriminelle Delikte begangen, der Schaden betrug laut BKA vier Milliarden Euro im Jahr 2011.

Wie eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG unter 300 mittelständischen und 32 der 100 größten Unternehmen in Deutschland ergeben hat, wissen die meisten gar nichts von der Gefahr oder schätzen sie falsch ein.

KPMG: „Umso alarmierender, dass vier von fünf Mittelständlern (83 Prozent) die Gefahr durch Wirtschaftskriminalität für das eigene Unternehmen als gering bis sehr gering einschätzen und ebenso viele (81 Prozent) ihre Schutzmechanismen für ausreichend halten.“

Schon die Quelle der Gefahr wird falsch eingeschätzt: Die Unternehmen vermuten als größtes Risiko Datendiebstahl oder Datenmissbrauch sowie die Verletzung von Schutz- und Urheberrechten. Tatsächlich waren sie überwiegend von Delikten wie Diebstahl/Unterschlagung (65 Prozent) sowie Betrug oder Untreue (37 Prozent) betroffen. Die Daten-Fälle sind dagegen auf 31 Prozent zurückgegangen. Die Verletzung von Schutz- und Urheberrechten liegt bei 17 Prozent. Der Anteil an Korruptionsdelikten hat sich weiter reduziert auf jetzt 6 Prozent.

In beinahe jedem zweiten Fall (48 Prozent) kommt der Täter aus dem eigenen Unternehmen. „Vor allem in inhaber- und familiengeführten Unternehmen gibt es eine Kultur des Vertrauens“, erklärt Frank Weller, Leiter des Bereichs Forensic bei KPMG. „Die Studie bestätigt unsere Erfahrung, dass oft grundlegende Kontrollmechanismen wie Funktionstrennung oder das Vieraugenprinzip sträflich vernachlässigt werden. So entwickeln sich häufig gerade jene Mitarbeiter zu einer Gefahr, auf die man sich in besonderer Weise verlässt.“

Die Hälfte der Delikte (49 Prozent) wird im Mittelstand sogar nur zufällig aufgedeckt. Bei großen Unternehmen waren in den letzten beiden Jahren die Bereiche Vertrieb und Lager/Logistik mit jeweils 44 Prozent am stärksten betroffen. Gut die Hälfte der Täter kommt aus dem Management. Hülsberg: „Der ‚typische‘ Täter ist oft lange im Unternehmen und in der Hierarchie relativ weit oben. Er kennt die Prozesse genau und kann Kontrollmechanismen so viel leichter umgehen.“

 

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
Teilen
lädt ... nicht eingeloggt
 
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.