Wir sind München
"Das Schöne ist doch: München stellt sich gerne dar – in der Maximilianstraße, aber auch in Giesing und auch in Neuperlach". Arno Makowsky über München, das an diesem Wochenende seinen 850. Stadtgeburtstag feiert
Es gibt Tage, an denen fragt man sich, was alle Welt so toll an unserer Stadt findet. Das sind die Tage, an denen morgens ein kalter Nordwind von Milbertshofen rüberbläst und an der Bushaltestelle ein einsamer Tourist am MVV-Automaten verzweifelt. An denen im Radio gemeldet wird, dass sich Monika Hohlmeier um einen Sitz im Landtag bewerben wird und der Sohn von Uschi Glas wieder mal in der Disco randaliert hat. Könnte man, denkt man sich an solchen Tagen, nicht auch in Hamburg, Koblenz oder Oberpframmern glücklich sein?
Die Antwort steht nach zwei Sekunden fest: Nein, könnte man nicht. Eine Begründung dafür brauchen wir Münchner nicht. Am allerwenigsten diese nervigen Städte-Rankings, bei denen als Ergebnis immer herauskommt, dass Düsseldorf 21,7 Prozent mal so viele Kunstateliers wie München, aber eine 9,7 Prozent geringere Lebensqualität hat, weil es 14 weniger Badeseen im Umland aufweisen kann. Das mag ja alles stimmen. Genauso wie natürlich wahr ist, dass diese Stadt einen Hang zum schönen Schein und zur eitlen Selbstverliebtheit hat. Na und? Das Schöne ist doch: München stellt sich gerne dar – in der Maximilianstraße, aber auch in Giesing und auch in Neuperlach. Es sind die Menschen – die Einheimischen, die Zugereisten, die Ausländer – die diese Stadt prägen, die ihr das berühmte tolerante Lebensgefühl schenken.
Und deshalb beglückwünschen wir am 850. Stadtgeburtstag – uns selbst.
Der Autor ist AZ-Chefredakteur
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