Willkür an der Tanke

AZ-Wirtschaftsredakteurin Susanne Stephan über Spritpanik an den Tankstellen.
von  Susanne Stephan

Der Autofahrer staunt, auch der Tankwart wundert sich. Pünktlich zu den Osterfeiertagen wird der Sprit teurer. Der SPD-Boss findet das gemein, auch der Bundeswirtschaftsminister hat nichts als kritische Worte für dieses Phänomen übrig. Aber halt – gab’s das nicht schon mal? Ja, richtig! Bereits zu Ostern 2010 stiegen die Preise an den Tankstellen, genauso 2009, 2008 und die Jahre zuvor. Steckt da am Ende System dahinter?

Tatsächlich. Jedes Jahr ist es zur Ferienzeit das gleiche Lied, allerdings kommt heuer eine neue Strophe dazu: Die vom unheilvollen Ökokraftstoff E10 und den uneinsichtigen Pkw-Besitzern, die wegen ihrer Biosprit-Abneigung auf fatale Weise das große Preisdesaster verschärfen. Dieser Liedvers klingt ein ganz klein wenig unglaubwürdig, scheint den Ölkonzernen aber trotzdem geeignet, um in der Öffentlichkeit ihre Preispolitik zu begründen. Was knapp ist, muss teuer sein, so die Verkäufer-Logik.

Über diese Argumentation kann sich ärgern, wer der Meinung ist, erschwinglicher Sprit sei ein Menschenrecht. Ist er aber nicht – Benzin ist ein Produkt wie Gummibärchen oder CD-Player, und genauso wie uns Hifi-Verkäufer und Lebensmittelhersteller versuchen, in der Werbung allen möglichen Humbug aufzuschwatzen, werfen eben Mineralölkonzerne mit verkaufsfördernden Phrasen um sich. Wer das und die Spritpreise indiskutabel findet, muss sich vom Auto unabhängiger machen – nur das hilft gegen die Preiswillkür an der Zapfsäule.

 

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