Wie im Sandkasten
Es geht nicht um Kurse und Aktien, es geht um Wohlergehen und Wohlstand. Matthias Maus über die Finanzkrise und die Urängste
Man muss völlig ahnungslos sein oder ohne Bewusstsein, um nicht erfasst zu werden. Das globale Beben ist nicht vorbei. Wir können die Folgen nicht erahnen, und keiner weiß, wann es vorüber ist. Es geht nicht um Kurse und Aktien, es geht um Wohlergehen und Wohlstand.
Und wieder stellt sich heraus: Selbst die rationalsten Fachleute, die besonnensten Politiker kommen nicht an gegen Emotionen und Triebfedern, die der Mensch schon im Sandkasten lernt. Gier, Furcht und Misstrauen sind die Treibstoffe der Krise. Man kann das schlimm finden. Doch sollte auch klar sein, dass diese Eigenschaften noch jede Evolutionsstufe überlebt haben, weil sie nicht nur schaden, sondern auch nutzen können. Es ist Aufgabe und Verdienst der Zivilisation, diesen Emotionen mit Vernunft zu begegnen.
Und doch reicht der kalte Verstand offenbar nicht aus, um die Ängste zu beruhigen. Die Fachleute sprechen zwar von „fehlender Liquidität“.Woran es aber wirklich mangelt, ist Vertrauen. In einer Zeit, in der sich Börsen zu Wettbüros gewandelt haben und Finanzberater zu Taschenspielern wurden, ist das kein Wunder. Erstaunlicher schon, dass auch Regierungen Schwierigkeiten haben, das Vertrauen herzustellen. Kein Rettungspaket hat bisher das erwünschte Resultat gebracht. Am vernünftigsten verhält sich in der Krise der einfache Bürger. Börsen geraten in Panik, die kleinen Leute nicht. Sie warten ab und bleiben ruhig. Das macht Hoffnung, zumal den Fachleuten auch kein besserer Rat einfällt.
Der Autor ist AZ-Chefreporter
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