Wie geht es eigentlich Deutschland?

Der deutsche Staat macht 2012 einen Überschuss, die Wirtschaftsleistung aber gerät ins Stocken. Und auch für dieses Jahr sind die Prognosen nicht gerade rosig. Droht jetzt eine Rezession?  
von  AZ

Der deutsche Staat macht 2012 einen Überschuss, die Wirtschaftsleistung aber gerät ins Stocken. Und auch für dieses Jahr sind die Prognosen nicht gerade rosig. Droht jetzt eine Rezession?

 

Berlin -  Der Dienstag begann mit einer guten und einer schlechten Nachricht. Die gute: Der deutsche Staat hat 2012 erstmals seit fünf Jahren einen Überschuss erwirtschaftet. Die schlechte: Deutschlands Wirtschaftsleistung weist im vierten Quartal ein geschätztes Minus von 0,5 Prozent aus.

Scheinbar widersprüchliche Meldungen, die die Frage aufwerfen: Wie geht es Deutschlands Wirtschaft denn nun eigentlich? Droht eine Rezession? Und wie sind die Aussichten für dieses Jahr? Die AZ mit einem Zustandsbericht.

Man darf zufrieden sein

 

Eine gesunde Wirtschaft muss wachsen. Und Deutschlands Wirtschaft ist gewachsen, auch 2012. Allerdings nur um 0,7 Prozent. Wie wenig das ist, zeigt der Vergleich zu den Vorjahren. 2011 hatte die Wirtschaft noch um 3,0 Prozent zugelegt, 2010 sogar um 4,2 Prozent. Trotzdem: Es gibt keinen Grund zu Panik. Volkswirt Andreas Scheuerle von der Deka-Bank sagt: „Ein solch niedriges Wachstum von 0,7 Prozent ist auf den ersten Blick enttäuschend, wird doch das Wachstumspotenzial um die Hälfte unterschritten.“ Berücksichtige man aber das schwierige Umfeld, dürfe man trotzdem recht zufrieden sein.

Das schwierige Umfeld ist vor allem die Euro-Schuldenkrise. Deutschland hat dieser Krise lange getrotzt, aber als exportorientierte Nation war es nur eine Frage der Zeit, bis die Wirtschaft auch hierzulande die Absatzschwäche in weiten Teilen Europas zu spüren bekommt. Dazu kommt eine schwächere Konjunktur in wichtigen Absatzmärkten wie China, Indien und Brasilien, die Ende 2012 das Export-Geschäft und damit die gesamte Wirtschaft gebremst hat. Der Stillstand auf dem Arbeitsmarkt tat ein Übriges.

Überschuss erwirtschaftet

 

Wie robust die deutsche Wirtschaft dennoch aufgestellt ist, zeigt der Überschuss, den der deutsche Staat erwirtschaftete. 2,2 Milliarden Euro hat er mehr eingenommen als er ausgegeben hat. Einen Überschuss gab es zuletzt 2007. Doch nicht alle Ebenen des Staats schafften es in die schwarzen Zahlen.

Anders als Kommunen und Sozialversicherungen, die dank radikaler Sparkurse sowie höherer Beitragseinnahmen ein Plus verzeichnen konnten, schloss der Bund immer noch mit einem Minus ab. Seine Nettokreditaufnahme lag bei 22,5 Milliarden Euro. Das ist sehr viel weniger als die einmal ursprünglich veranschlagten 32,1 Milliarden Euro. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) nannte das Ergebnis des Etats denn auch „sehr erfreulich“. Bis 2016 will auch der Bund schwarze Zahlen schreiben. Dafür aber muss die Wirtschaft weiter brummen. Und danach sieht es in diesem Jahr nicht aus.

Rezession eher unwahrscheinlich

 

Eine Rezession, darin sind sich die Wirtschaftsinstitute weitgehend einig, sei zwar nach jetzigem Stand eher unwahrscheinlich. Allerdings werde sich Deutschland in diesem Jahr mit einem noch geringeren Wachstum als 2012 begnügen müssen. Die Bundesregierung selbst rechnet mit einem Wachstum von nur 0,4 Prozent. Immerhin: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung rechnet bereits 2014 mit einem kräftigen Aufschwung.

 

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