Wider jede Vernunft

Bayern hat damals das Überleben der Sechziger gesichert: Jochen Schlosser, stellvertretender AZ-Sportchef, über die 1860-Klage gegen Bayern
von  Abendzeitung
Jochen Schlosser
Jochen Schlosser © Ronald Zimmermann

Bayern hat damals das Überleben der Sechziger gesichert: Jochen Schlosser, stellvertretender AZ-Sportchef, über die 1860-Klage gegen Bayern

Manfred Stoffers ist seit gut einem Jahr Geschäftsführer des TSV 1860. Er ist aber auch studierter Jurist und begnadeter Selbstvermarkter. Seine Sprüche sind lustig, fürs Stadion-Magazin schreibt er launige Vorworte: Da strampeln Frösche durch den Rahm, Löwen-Spiele werden sogar mit Sex verglichen. . .

Der Mann ist kompetent und hat Unterhaltungswert. Nun jedoch ist Schluss mit lustig. Stoffers legt sich mit dem FC Bayern an. Er zahlt weniger fürs VIP-Catering in der Allianz Arena, um von der Stadion GmbH, einer Tochter der FC Bayern AG, verklagt zu werden.

Er lässt vom Landgericht prüfen, ob der Verkaufsvertrag der 1860-Stadionanteile im Jahr 2006 sittenwidrig war. Im Klartext: Er glaubt, dass der FC die finanzielle Notlage der Löwen widerrechtlich ausgenutzt hat! Man kann die Sache drehen und wenden, wie man will, man mag einen passenden Paragraphen gefunden haben, der die Einreichung der Klage nicht von vornherein als schlechten Witz erscheinen lässt.

Doch wer bitte, wollte unbedingt ein neues Stadion in Fröttmaning gemeinsam mit den Bayern errichten? Der TSV 1860. Wer bitte, stand 2006 durch eigene Misswirtschaft vor der Insolvenz? Der TSV 1860. Wer bitte, war damals dankbar, dass der FC Bayern durch den Kauf der Anteile Lizenz und Überleben gerettet hat?

Der TSV 1860. Wer bitte, hat überhaupt gefragt, ob Bayern die Anteile kauft? Der TSV 1860. Und wessen Bosse haben damals den Verkaufsvertrag unterschrieben? Auch jene des TSV 1860. Und dieser Kontrakt soll nun, fast vier Jahre später, wider „die guten Sitten“ (Stoffers) sein? Das ist wider jede Vernunft.

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