Wer wird der neue Herr über Opel?

Magna, Fiat – oder doch der Gang in die Insolvenz? Am Montag könnte die Entscheidung zur Opel-Rettung fallen. Magna-Chef Frank Stronach und Fiat-Boss Sergio Marchionne überbieten sich mit Zugeständnissen an die Bundesregierung. Doch der Wirtschaftsminister zweifelt an den Konzepten.
von  Abendzeitung

BERLIN/RÜSSELSHEIM - Magna, Fiat – oder doch der Gang in die Insolvenz? Am Montag könnte die Entscheidung zur Opel-Rettung fallen. Magna-Chef Frank Stronach und Fiat-Boss Sergio Marchionne überbieten sich mit Zugeständnissen an die Bundesregierung. Doch der Wirtschaftsminister zweifelt an den Konzepten.

Noch vor kurzem befürchteten Experten, Opel könnte sang- und klanglos im Strudel einer Insolvenz der US-Mutter General Motors (GM) untergehen. Doch jetzt liefern sich zwei der erfolgreichsten Automanager der Welt einen harten Kampf um den Autobauer: Sergio Marchionne, Chef von Fiat, und Frank Stronach, Chef des kanadisch-österreichischen Zulieferers Magna.

Beide haben den deutschen Politikern Konzepte zu einer Übernahme vorgelegt – genauso wie der US-Finanzinvestor Ripplewood. Am Montag könnte eine Entscheidung fallen, wen Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Opel-Bundesländer bevorzugen.

Stronach gilt mit Magna als Favorit. Doch am Wochende besserte Marchionne bereits nach (siehe rechts). Und auch Stronach legt wohl noch was drauf. Die Gewerkschaften warnten deshalb vor einem „Unterbietungswettbewerb“. Motto: Wer streicht die wenigsten Jobs. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg machte klar: Keines der drei Konzepte gewähre bislang Sicherheit für die „erheblichen Steuermittel“, die Opel zufließen. Im Zweifel sei eine Opel-Insolvenz der bessere Weg, um Jobs und Staatsgelder zu sichern. Die AZ stellt die beiden Hauptkonkurrenten und ihre Pläne gegenüber.

Stronach will Russlands Markt mit Opel erobern

Der Austro-Kanadier ist Herr über den drittgrößten Auto-Zulieferer der Welt. Für die Opel-Übernahme hat sich der 76-jährige Self-Made-Milliardär Verstärkung aus Russland besorgt.

Sein Angebot. Zusammen mit dem russischen Autobauer „Gaz“ und der staatlichen „Sberbank“ will Stronach mit Opel den RusslandMarkt erobern. Er will 700 Millionen Euro investieren. Und: Magna will 2 Prozent des Nettogewinns für wohltätige Zwecke spenden.

Seine Forderung. In Deutschland will Stronach 2500 Jobs streichen – 2200 davon im Werk Bochum. Daher lehnt Nordrhein-Westfalen Magnas Pläne ab. Möglich, dass Stronach deshalb nochmal nachbessert. Er will 4,5 Milliarden Euro Staatsbürgschaften. Sie werden nach einem festen Plan bis 2014 abgelöst.

Seine Chancen. Sollte Stronach beim Werk Bochum nachbessern, hat er die besten Karten für den Zuschlag von Bund und Ländern.

Marchionne will eine Weltfirma mit Opel bauen

Das lockere Outfit ist sein Markenzeichen: Sergio Marchionne trägt gern dunkle Wollipullis über dem feinen Hemd. Das hat was gemütliches. Doch der 56-jährige Jurist und Ökonom gilt als harter Sanierer.

Sein Angebot. Zusammen mit Fiat und Chrysler will er Opel zum zweitgrößten europäischen Autokonzern nach VW machen. Den Opel-Beschäftigten garantiert er: Fiat hält sich an alle in Deutschland geltenden arbeitsrechtlichen Bedingungen. Auch die Pensionsverpflichtungen für die Mitarbeiter will Fiat übernehmen.

Seine Forderung. Der Abbau von europaweit mindestens 10000 Jobs. Aber: In Deutschland sollen es weniger als 2000 sein. Vom Staat will Marchionne Bürgschaften bis zu 7 Milliarden Euro. Die will er in fünf Jahren ablösen.

Seine Chancen. Sind trotz Nachbesserungen geringer als bei Stronach. Fiat habe kein Opel-Modell orgelegt, sondern ein Fiat-Modell, kritisierte der pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck.

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