Wer verdient wieviel? Der Gehalts-Report

Eine Studie deckt Ungerechtigkeiten bei der Bezahlung auf: Frauen verdienen fast 20 Prozent weniger als Männer. Ossis bekommen ein Fünftel weniger als Wessis. Und die Löhne sinken weiter.
von  Abendzeitung
Was verdient ein Wirtschaftsingenieur, was eine Putzfrau?
Was verdient ein Wirtschaftsingenieur, was eine Putzfrau? © dpa

Eine Studie deckt Ungerechtigkeiten bei der Bezahlung auf: Frauen verdienen fast 20 Prozent weniger als Männer. Ossis bekommen ein Fünftel weniger als Wessis. Und die Löhne sinken weiter.

Von Volker ter Haseborg

Ein Wirtschaftsingenieur verdient 4284 Euro brutto im Monat, eine Putzfrau nur 1505 Euro. Das hat die Hans-Böckler-Stiftung ermittelt. Die gewerkschaftsnahe Stiftung hat ihren Lohnspiegel aktualisiert. Die Datenbank zeigt, was Beschäftigte in Deutschland im Monat verdienen. Die Daten sind das Ergebnis einer Umfrage. Die AZ erklärt die Zahlen.

Frauen werden diskriminiert: Schon Berufseinsteigerinnen verdienen 18,7 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Bei der Gruppe mit vier bis zehn Jahren Berufserfahrung wächst der Abstand sogar auf 22 Prozent. Warum ist das so? Männer werden häufiger befördert, schlagen mehr Geld bei Gehaltsverhandlungen heraus, sagt Reinhard Bispinck von der Hans-Böckler-Stiftung zur AZ. Das liege auch daran, dass Frauen im Durchschnitt eine geringere Berufsqualifikation hätten und weniger Berufsjahre, wenn sie Kinder bekommen haben.

Dennoch: Teilweise bekommen Männer mit der gleichen Qualifikation und der gleichen Berufserfahrung trotzdem mehr Geld als ihre direkte Kollegin. Bispinck spricht von einer „Lohndiskriminierung“: „Frauen werden zum Teil schlechter bezahlt, weil sie Frauen sind.“ Je größer der Betrieb, desto größer auch die Diskriminierung.

Die Löhne sinken: Die Wirtschaftskrise wirkt sich auf die Löhne aus. Die Bruttolöhne sind wegen der Kurzarbeit im dritten Quartal erneut gesunken. Der durchschnittliche Monatslohn ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,4 Prozent zurück, teilte das Statistische Bundesamt gestern mit. Im Vorquartal waren es sogar 0,7 Prozent weniger. Ein Durchschnittsverdiener bekam zwischen Juli und September 2298 Euro brutto. Im produzierenden Gewerbe ist der Rückgang am stärksten.

Unterschiede zwischen West und Ost: Ostdeutsche Arbeitnehmer verdienen im Schnitt 20 Prozent weniger als ihre westdeutschen Kollegen. Das liegt daran, dass es in Ostdeutschland weniger Betriebe gibt, in denen Tarifverträge gelten. Auch sind im Osten weniger große Firmen angesiedelt, die hohe Gehälter zahlen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.