„Wer hat, dem wird gegeben“

Sind Sie Geschäftsführer, Rechtsanwalt oder Pilot? Dann können Sie sich glücklich schätzen: Sie gehören zu den Berufsgruppen, die in Deutschland am meisten verdienen. Die Details im AZ-Überblick.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN/WIESBADEN - Sind Sie Geschäftsführer, Rechtsanwalt oder Pilot? Dann können Sie sich glücklich schätzen: Sie gehören zu den Berufsgruppen, die in Deutschland am meisten verdienen. Die Details im AZ-Überblick.

Das Statistische Bundesamt hat die „Verdienststrukturerhebung“ der Europäischen Union am Mittwoch veröffentlicht. Vom Arzt über den Gärtner bis zum Straßenreiniger sind dort die Jahresverdienste einiger hundert Berufsgruppen zusammengefasst. Wenn Sie wissen wollen, wo sie liegen: Die AZ fasst die wichtigsten Ergebnisse der EU-Untersuchung zusammen.

Wer was verdient

Mit 92556 Euro Jahresbrutto bekommen Geschäftsführer im Schnitt am meisten. Am wenigsten verdienen Friseure – gerademal ein Sechstel davon. Auch Gebäudereiniger, Wäscher oder Raumpfleger (Putzfrauen) liegen ganz hinten.

Was netto bleibt

Von 100 Euro Bruttolohn bleiben den Beschäftigten netto im Schnitt 64,41 in der Tasche. Seit 1995 ist der Nettoanteil leicht gesunken. Damals blieben nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben 65,23 Euro übrig, 2001 waren es 64,77 Euro.

Beim einzelnen Arbeitnehmer kann das Netto aber deutlich vom Durchschnitt abweichen. Ein gutverdienender Rechtsanwalt hat von seinem Brutto von 82135 Euro jährlich als Single nur 42932 Euro übrig. Von 100 Euro bleiben ihm 52,27 Euro. Beim Gebäudereiniger hingegen liegt der Nettoanteil wegen geringerer Steuern bei 66,97 Euro.

Wie sich die Nettolöhne entwickeln

Sie sind in den vergangenen Jahren zwar gestiegen. „Aber nur sehr wenig“, sagt Camille Logeay vom Düsseldorfer IMK-Institut. Der Grund: Die Bruttolöhne hätten sich über die gesamte Wirtschaft gesehen seit 2003 nur „schwach entwickelt“. Die EU-Untersuchung macht dabei deutlich: in großen Betrieben lässt sich mehr verdienen als in kleineren. Das durchschnittliche Monatsbrutto in Betrieben mit bis zu 20 Mitarbeitern liegt bei 2534 Euro. In Großunternehmen sind es 3093 Euro.

Was Sonderzahlungen ausmachen

Die Statistik zeigt: Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld und Prämienzahlungen fallen vor allem bei den Gutverdienern hoch aus. Bei Chemikern etwa liegen sie über 12000 Euro im Jahr. Beim Gebäudereiniger sind es gerademal 563 Euro. Aber nicht nur die absolute Höhe, auch der Anteil der Sonderzahlungen am Jahresbrutto ist bei Gutverdienern höher. Beispiel Chemiker: Hier machen sie 16,3 Prozent aus. Beim Gebäudereiniger sind es nur gut zwei Prozent.

Ein Grund dafür: Gutverdiener kassieren oft dicke Prämien zusätzlich zum Verdienst. „Wer hat, dem wird gegeben“, meint dazu Reinhard Dombre, Tarifexperte beim Deutschen Gewerkschaftsbund. Allen anderen kann man nur raten: Beim Chef nachfragen, ob nicht doch ein bißchen mehr geht.

aja/lix

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