Weniger Privilegien!
Georg Thanscheidt, der stellvertretende Chefredakteur der Abendzeitung, zu einer der Ursachen des Lehrermangels in Deutschland.
Den Deutschen gehen die Lehrer aus. Das hat zwei Gründe: Es werden zu wenig Lehrer ausgebildet. Und es gehen zu viele Pädagogen zu früh in Pension.
Letzteres ist besonders fatal, weil es die Personalnöte an den Schulen vergrößert, die Steuerzahler viel Geld kostet und den eh schon arg ramponierten Ruf von Lehrern weiter in Mitleidenschaft zieht. Nur jeder dritte Pädagoge in Deutschland arbeitet, bis er 65 Jahre alt ist. Und das ist bereits ein Spitzenwert – vor acht Jahren gingen 94 Prozent der Lehrer vor Erreichung der regulären Altersgrenze in Pension.
Hinzu kommt: Jeder vierte Lehrer geht wegen Dienstunfähigkeit in Rente. Allerdings nimmt dieser Anteil ab, weil Lehrer unter 63 Jahren mit finanziellen Abschlägen bei einer Pensionierung wegen Dienstunfähigkeit rechnen müssen. Vor acht Jahren gingen noch zwei Drittel aller Lehrer frühzeitig und dienstunfähig in Pension. Der Griff in den Geldbeutel hat offensichtlich zur Gesundung der Pädogogen beigetragen. Allerdings prognostiziert die Lehrer-Gewerkschaft GEW, dass die Rente mit 67 bei Lehrern „unvermeidbar wieder zu mehr Ruhestandsversetzungen wegen Dienstunfähigkeit“ führen werde.
Der Philologenverband will die Misere mit „mehr Gehalt und mehr Karrierechancen“ beheben. Ein Irrweg: Denn deutsche Lehrer sind im internationalen Vergleich gut bezahlt, als Beamte haben sie sichere Arbeitsplätze mit vorzüglichen Pensionen und mehr Urlaub als andere. Nicht mehr, sondern weniger Privilegien könnten zu mehr Leistung – und einem besseren Ruf des Lehrerstands – beitragen