Weniger Geld für ihre Policen: Lebensverunsicherung

Weil die Renditen, die langjährige Staatsanleihen abwerfen, mickrig sind, senken die Assekuranzen durch die Bank ihre Überschuss-Beteiligungen. Kunden können ihre Police beitragsfrei stellen.
von  Abendzeitung
WAS DI E GRÖSSTEN LEBENSVERSICHERER 2011 IHREN KUNDEN GUTSCHREIBEN
WAS DI E GRÖSSTEN LEBENSVERSICHERER 2011 IHREN KUNDEN GUTSCHREIBEN © Grafik AZ

HAMBURG - Weil die Renditen, die langjährige Staatsanleihen abwerfen, mickrig sind, senken die Assekuranzen durch die Bank ihre Überschuss-Beteiligungen. Kunden können ihre Police beitragsfrei stellen.

Die Verbraucher müssen sich in diesem Jahr auf weiter sinkende Verzinsung ihrer Lebens- oder Rentenversicherungen einstellen. Mehr als jedes zweite Unternehmen will die Überschussbeteiligung für die Kunden senken, berichtet das „Hamburger Abendblatt“. In diesen Tagen kommen wieder die Standmitteilungen. Es gibt in Deutschland 90 Millionen Lebensversicherungs-Policen.

Was planen die Versicherer? 23 der 40 Versicherer wollen die Überschussbeteiligung für 2011 um bis zu 0,40 Prozentpunkte senken. Das sind zehn Unternehmen mehr als im Vorjahr und auch das Ausmaß der Kürzungen hat deutlich zugenommen.

Denn zwölf der 23 senkenden Versicherer haben die laufende Verzinsung um 0,30 Prozentpunkte oder mehr reduziert. Darunter sind namhafte Anbieter wie die Debeka, der Volkswohl Bund und der Direktversicherer Europa. Kürzungen in diesem Ausmaß gab es im Vorjahr bei lediglich zwei Anbietern. Im Durchschnitt ergibt sich auf Basis der „Abendblatt“-Umfrage eine durchschnittliche Überschussbeteiligung von 4,08 Prozent nach 4,23 Prozent für 2010.

Warum machen die Versicherer das? Die Versicherer leiden unter den niedrigen Zinsen, denn fast 88 Prozent der 727 Milliarden Euro, die Lebensversicherer für ihre Kunden angelegt haben, stecken in festverzinslichen Papieren.

Was ist die Überschussbeteiligung? Die Überschussbeteiligung ist die wichtigste Größe für die Kunden. Sie gibt an, wie der Sparanteil der Lebens- oder Rentenversicherung im laufenden Jahr verzinst wird. Die Kennziffer wird von den Versicherern jährlich neu festgelegt.

Allerdings sagt die Überschussbeteiligung allein noch nichts darüber aus, wie sich das Geld des Kunden verzinst. Die Lebensversicherungen wirtschaften nämlich unterschiedlich. Manche legen mit 90 Prozent fast die gesamten Beiträge ihrer Kunden an, andere nur 65 Prozent. Der Rest geht für Verwaltungskosten und Vermittlerprovisionen drauf. Eine Assekuranz mit einer Überschussbeteiligung von 4,5 Prozent zahlt ihren Kunden unter Umständen am Ende der Laufzeit weniger aus als eine Versicherung mit einer Überschussbeteiligung von 4 Prozent. Bei einer guten Versicherung erkennt man bei der Standmitteilung diesen Anteil.

Was ist die Gesamtverzinsung? Am Ende der Laufzeit ihrer Police bekommen Kunden zusätzliche Gewinnanteile gutgeschrieben. Deswegen ist die Verzinsung ihrer Verträge im Jahr vor der Auszahlung noch einmal einen Tick höher als in den anderen Jahren.

Was ist der Garantiezins? Dieser Zins wird den Kunden zu Beginn der Laufzeit ihrer Police zugesichert. Er wird vom Bundesfinanzministerium festgelegt und beträgt höchstens 60 Prozent der durchschnittlichen Rendite zehnjähriger Staatsanleihen. Dadurch soll vermieden werden, dass die Versicherungsgesellschaften Kunden mit unrealistischen Versprechungen locken. Der Garantiezins wird 2011 aller Voraussicht nach von 2,25 Prozent auf 1,75 Prozent sinken. In Japan gingen sogar Versicherungen pleite, weil sie zu hohe Zinsen garantiert hatten.

Warum wird der Garantiezins gesenkt? Weil die Zinsen am Kapitalmarkt gesunken sind. Sie werden zwar auch wieder steigen – doch dürften die Lebensversicherer frühestens 2012 davon profitieren. Einstweilen sehen sie sich nach anderen Anlagemöglichkeiten um, etwa Immobilien und Aktien.

Wie trifft der niedrigere Garantiezins Kunden? Für Kunden, die schon eine Police haben, gilt weiterhin der Garantiezins, der ihnen beim Abschluss zugesagt wurde. Sinkt der Zins aber für neue Policen, tun sich die Versicherungen schwer, Kunden von der Rendite ihrer Produkte zu überzeugen. Die Ertragskraft der Gesellschaften wird also tendenziell geschwächt – eine schlechte Voraussetzung für hohe Überschussbeteiligungen.

Was können Kunden tun? Wer mit der Rendite seiner Police unzufrieden ist, kann ihre Laufzeit je nach Anbieter verkürzen oder sie auf Eis legen, also beitragsfrei stellen. Generell eignen sich Lebensversicherungen nur begrenzt als Kapitalanlage für die Altersvorsorge.

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