Weltbild: Kardinal Marx räumt Verantwortung ein

Der Münchner und der Augsburger Bischof unterbrechen ihr Treffen mit den Bischöfen und sprechen mit frustrierten Weltbild-Mitarbeitern
von  zo
Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx sucht am Rande des Bischofstreffens das Gespräch mit Weltbild-Mitarbeitern.
Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx sucht am Rande des Bischofstreffens das Gespräch mit Weltbild-Mitarbeitern. © dpa

Wichtige Geste: Am Rande des Treffens der deutschen Bischöfe hat Kardinal Marx mit Weltbild-Beschäftigten gesprochen. Und eine Verantwortung der Kirche eingeräumt.

Würzburg - Es war so etwas wie ein kleiner Gang nach Canossa: Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx hat am Rande des Bischofstreffens in Himmelspforten bei Würzburg das Gespräch mit Weltbild-Beschäftigten gesucht. Zusammen mit dem Augsburger Bischof Konrad Zdarsa ging er nach draußen zu den Demonstrierenden. „Ich verhehle nicht, dass wir als Eigentümer Mitverantwortung tragen“, sagte Marx zu den rund 100 Weltbild-Beschäftigten, die sich vor den Toren des Exerzitienhauses Himmelspforten versammelt hatten und mit Spruchbändern und Transparenten demonstrierten.

Gemeinsam mit dem Augsburger Bischof Konrad Zdarsa bekräftigte er, die Kirche werde 65 Millionen Euro für die Sanierung des existenzbedrohten Unternehmens geben: „Wir werden
unseren Beitrag leisten, und darüber werden wir intensiv sprechen.“

Aus seiner Sicht sei es das Wichtigste für die Zukunft der Arbeitsplätze dafür zu sorgen, dass die Geschäfte weitergehen, sagte Marx.  

Der Betriebsratsvorsitzende Peter Fitz hatte den Bischöfe kurz vorher vorgeworfen, das Unternehmen im Stich zu lassen: "Jetzt versucht man, sich aus der Verantwortung zu stehlen", sagte er. Er beschwor die Bischöfe, ihre finanziellen Zusagen einzuhalten.

"Macht endlich den Klingelbeutel auf", sagte Verdi-Sekretär Thomas Gürlebeck. Gewerkschafter äußerten sich irritiert darüber, dass ein großer Teil der von München und Augsburg zugesagten 36 Millionen Euro an die Buchhandelskette Hugendubel gehen soll, die mit Weltbild mehr als 300 Filialen betreibt.

Vor zwei Wochen hatte Weltbild Insolvenz anmelden müssen. Das Unternehmen war schon seit Jahren in den Schlagzeilen. Unter anderem dem konservativen Kölner Kardinal Meisner ging es gegen den Strich, dass es bei Weltbild auch erotische Literatur zu kaufen gab. Daraufhin wollten die Bischöfe es verkaufen, dann in eine Stiftung überführen. Nach langem Hin und Her entschied man sich schließlich für ein Sanierungskonzept.

Nachdem sich der Finanzbedarf aber zuletzt kurzfristig verdoppelt hatte, entschieden sich die Bischöfe schließlich, das Sanierungskonzept nicht weiter zu finanzieren. Nach dem großen öffentlichen Aufschrei wollen zumindest die Bistümer Augsburg und München-Freising jetzt helfen.

Weltbild gehört zwölf deutschen Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Soldatenseelsorge Berlin.

 Auf der Tagesordnung des Bischofstreffens steht auch die Debatte um die Vatikan initiierte Umfrage zu Familie und Sexualmoral. Laienvertreter hatten gefordert, die Ergebnisse der Umfrage zu veröffentlichen.

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