Welle der Solidarisierung: Tausende protestieren gegen Nokia

Viele tausend Menschen protestieren in Bochum gegen die geplante Schließung des Nokia-Werks. Gewerkschafter und Beschäftigte wollen gemeinsam mit der Politik den Druck auf den finnischen Konzern erhöhen.
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Mehrere tausend Menschen demonstrieren gegen die Schließung des Nokia-Werks in Bochum
dpa Mehrere tausend Menschen demonstrieren gegen die Schließung des Nokia-Werks in Bochum

Viele tausend Menschen protestieren in Bochum gegen die geplante Schließung des Nokia-Werks. Gewerkschafter und Beschäftigte wollen gemeinsam mit der Politik den Druck auf den finnischen Konzern erhöhen.

Tausende Menschen haben sich am Dienstag zu einer Großdemonstration gegen die Schließung des Bochumer Nokia-Werks in der Ruhrgebietsstadt eingefunden. In zwei Zügen setzten sich die Nokia-Mitarbeiter und zahlreiche Beschäftigte anderer Unternehmen um fünf vor zwölf Uhr in Bewegung. Auf Transparenten forderten sie: "Betriebsschließung zurücknehmen" und "Nicht ohne Kampf ins Aus". Ziel der Demonstranten war der Riemer Markt, wo auf einer Solidaritätskundgebung unter anderem IG-Metall-Chef Berthold Huber reden sollte.

Die IG Metall hatte nach Bekanntwerden der Schließungspläne zu der Aktion aufgerufen. Sie rechnete im Vorfeld mit der Teilnahme von bis zu 20.000 Menschen. Nokia hatte vergangene Woche angekündigt, sein Bochumer Werk noch in diesem Sommer stillzulegen und die Produktion nach Rumänien zu verlagern. Von der Schließung sind nach Angaben des Unternehmens rund 2300 Beschäftigte betroffen. Hinzu kommen nach Gewerkschaftsschätzungen 1000 Leiharbeiter und 1000 Beschäftigte in Zulieferfirmen.

"Seit 11 Uhr stehen hier die Bänder still"

Zu der Protestkundgebung am Dienstag hatten laut IG-Metall-Funktionär, Volker Strehl, auch Mitarbeiter von VW aus Wolfsburg, Ford in Köln und Opel in Rüsselsheim ihr Kommen angekündigt. Solidarisch mit der Nokia-Belegschaft zeigten sich ferner die Bochumer Opelarbeiter. "Seit 11 Uhr stehen hier die Bänder still", sagte Dirk Bresser, IG-Metall-Vertrauenskörperleiter im Bochumer Opel-Werk, am Dienstag. Die gesamte Frühschicht und auch Teile der Mittagsschicht wollten sich dessen Angaben zufolge an der Kundgebung beteiligen.

Unterdessen schaltete sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in den Kampf um das Bochumer Nokia-Werk ein. Nach eigenen Angaben habe sie bereits am Montag mit Unternehmens-Chef Olli-Pekka Kallasvuo gesprochen und ihm die Meinung gesagt, teilte sie am Dienstag dem Sender NDR Info mit. "Ich habe deutlich gemacht, dass ich die gesamte Kommunikation und alles, was darum herum ist, unverständlich finde." Sie zeigte sich gleichwohl skeptisch, dass die Firma ihre Schließungspläne revidiert. Die Regierung werde aber alles tun, um den Menschen zu helfen.

"Wenn die Entscheidung nicht revidiert wird, wofür einiges spricht, muss jetzt alles daran gesetzt werden, Menschen, die dort betroffen sind, eine Perspektive zu geben", so Bundeskanzlerin Angela Merkel. In diesem Zusammenhang habe sie auch mit IG-Metall-Chef Berthold Huber gesprochen. Nach Auffassung von Merkel zeigt der Fall erneut, dass Subventionen "kein Garant für alle Zeit" sind. Dennoch werden in Ausnahmefällen weiter Subventionen nötig sein, insbesondere bei der Ansiedlung von Unternehmen in Ostdeutschland.
Auch Bundeswirtschaftsminister Michael Glos hat sich kritisch über die geplante Schließung des Bochumer Werks geäußert. Die Gründe dafür seien aus seiner Sicht "nicht voll nachvollziehbar", sagte der CSU-Politiker am Dienstag. Für die betroffenen Arbeitnehmer sei dies eine schockartige Entwicklung. "Ich hoffe, dass die Gespräche dazu führen, dass man einen Teil der Produktion oder Entwicklung weiter betreibt - oder sich im anderen Fall entsprechend um die Arbeitnehmer kümmert", sagte der Minister. Doch die Gespräche zwischen dem finnischen Nokia-Management und dem deutschen Betriebsrat haben nach Angaben des IG-Metall-Vorsitzenden Berthold Huber keine Fortschritte gebracht. Die Unternehmensleitung habe "die harte Linie eingeschlagen", sagte der Gewerkschafter am Dienstag im Bayerischen Rundfunk. Er drohte dem Konzern deshalb mit einer "knüppelharten Auseinandersetzung". (nz)

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