Weiter protestieren!

AZ-Chefredakteur Arno Makowsky über die Forderungen der Studenten
von  Abendzeitung

AZ-Chefredakteur Arno Makowsky über die Forderungen der Studenten

Sie kämpfen gegen „Bildungsgrippe“ und fordern „Reiche Eltern für alle!“ Sie gehen mit witzigen Transparenten auf die Straße und schreiben ernste Resolutionen an den Kultusminister. Sie sind eine Schüler- und Studentengeneration, für die Demonstrieren mehr ist als schicke Attitüde: Für sie geht es beinhart um die Zukunft.

Die Studentenbewegung des Jahres 2009 hat nur wenig gemeinsam mit den oft verklärten Protesten früherer Jahre. Damals demonstrierte man gegen Wackersdorf oder den Nato-Doppelbeschluss, man war total engagiert, für eine bessere Welt und für die süße Kommilitonin im Palästinensertuch. Die Studenten heute wollen keine bessere Welt. Sie wollen Sitzplätze im Hörsaal und einen Abschluss, der ihnen eine Zukunft bietet. Das ist nur realistisch. Denn im Gegensatz zu den Studierenden der achtziger Jahre erwartet die Absolventen kein sicherer Job, sondern ein Praktikum nach dem anderen, Unsicherheit, Zukunftsangst. Wenn es schlecht läuft: Schulden.

Vermutlich waren die Bedingungen fürs Lernen noch nie so schlecht wie heute. Verkorkste Reformen am Gymnasium und in der Uni bringen junge Akademiker hervor, die für das Berufsleben nicht fit genug sind. Dafür haben sie jahrelang Studiengebühren bezahlt. Und durften in der Vorlesung auf dem Fensterbrett sitzen.

Dass einige Bildungspolitiker jetzt auf die Forderungen reagieren, ist ein Erfolg. Aber die Studenten sollten sich mit ein paar Sprüchen nicht abspeisen lassen. Dafür ist ihr Protest zu wichtig.

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