Weiter ein Vorbild
Brunner hat seinen Mut mit dem Leben bezahlt – das bleibt: Arno Makowsky, AZ-Chefredakteur, über den Fall Dominik Brunner
Es ist ein seltsamer Zungenschlag, der den Prozess um die mutmaßlichen Mörder von Dominik Brunner neuerdings begleitet: Ist Brunner womöglich selbst schuld an seinem Tod? Hat er die angeklagten jungen Männer überhaupt erst provoziert? Und ist er, nach den neuesten Erkenntnissen über eine mögliche Herzerkrankung, gar nicht an den Schlägen gestorben, sondern an Herzversagen?
Zunächst: Natürlich müssen alle Fakten, alle Zeugenaussagen genauestens analysiert werden – auch jene, die den Heldenmythos Dominik Brunners beschädigen könnten. Dass der Mann in den Minuten vor seinem Tod auch Fehler gemacht und sicher nicht beschwichtigend gewirkt hat, steht ohnehin bereits fest. Wahr ist aber auch: Dominik Brunner wollte Kindern helfen und er hat dieses mutige Verhalten mit dem Leben bezahlt. Das ist eine Tatsache – egal, welche Details die Gerichtsverhandlung noch hervorbringt.
Ob der Prozess nach dem medizinischen Gutachten nun eine überraschende Wende nimmt und die Mordanklage fallengelassen wird? Wohl kaum. Brunner würde ohne die Schläge und Tritte vom Bahnhof Solln noch leben, das steht fest. Und: Muss man Schlägern, die mit Füßen auf den Kopf eines am Boden liegenden Menschen eintreten, nicht Tötungsabsicht unterstellen?
Wir leben in einer Gesellschaft, in der Brutalität oft den Alltag dominiert. Dagegen kämpfte Dominik Brunner. Und deshalb ist er weiterhin ein Vorbild.
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