Weihnachtsgeld: Wer wie viel bekommt

Viele Arbeitnehmer kommen ohne die Extrazahlung nicht über die Runden. Aber nicht alle bekommen das gleiche Geld.
Susanne Stephan |
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MÜNCHEN Es ist eigentlich als Zuckerl zum Jahresende gedacht, doch viele Beschäftigte brauchen es so dringend wie die monatliche Lohnzahlung: Für fast jeden dritten Arbeitnehmer ist das Weihnachtsgeld unverzichtbar, ergab eine Umfrage von TNS Infratest für die Gewerkschaft Verdi. Knapp jeder zweite Beschäftigte bekommt Weihnachtsgeld oder eine vergleichbare Sonderzahlung. Vor allem Beschäftigte mit einem monatlichen Einkommen von unter 1500 Euro sind nach eigenen Angaben auf die Extra-Zahlung angewiesen, dazu ein Drittel der Befragten mit einem Einkommen zwischen 1500 und 3000 Euro.

Ausgegeben wird das Geld der Umfrage zufolge bei drei Vierteln für Weihnachtsgeschenke. Etwa ein Drittel braucht es aber auch zur Zahlung von Versicherungsbeiträgen oder für alltägliche Ausgaben. Gut jeder sechste nutzt das Weihnachtsgeld, um Schulden zurückzuzahlen. Für die Altersvorsorge oder spätere Anschaffungen sparen 38 Prozent damit. „Das Weihnachtsgeld fließt zu einem sehr hohen Anteil in den direkten Konsum und kurbelt die Binnenwirtschaft an“, sagt Verdi-Chef Frank Bsirske.

Die Statistik des gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Instituts zeigt: Bevölkerungsgruppen, die im Schnitt weniger verdienen und in schlechter abgesicherten Jobs arbeiten, kommen auch beim Weihnachtsgeld schlechter weg. Umgekehrt gilt: Wer ordentlich verdient und sich wenig Sorgen um seinen Job machen muss, kann sich in der Regel auch über ein gutes Weihnachtsgeld freuen. Bei den Männern bekommen 57 Prozent Weihnachtsgeld, bei den Frauen nur 51 Prozent. Beschäftigte mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag bekommen zu 56 Prozent ein Weihnachtsgeld, befristet Beschäftigte nur zu 45 Prozent. Eindeutig profitieren auch Beschäftigte mit Tarifbindung: Sie erhalten zu 71 Prozent ein Weihnachtsgeld, Beschäftigte ohne Tarifbindung dagegen nur zu 41 Prozent. Mitglieder einer Gewerkschaft stehen sich ebenfalls besser. 64 Prozent von ihnen erhalten Weihnachtsgeld, Nichtmitglieder dagegen nur zu 52 Prozent.

Und nach wie vor gibt es Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. In Westdeutschland bekommen 58 Prozent, in Ostdeutschland nur 39 Prozent der Beschäftigten ein Weihnachtsgeld.

Ziemlich mager fällt das Weihnachtsgeld in der Landwirtschaft im Freistaat aus: Hier werden nur 250 Euro gezahlt. Die Arbeiter im Gebäudereiniger-Handwerk bekommen gar kein Weihnachtsgeld. Auch in der Zeitarbeitsbranche wird vergleichsweise wenig gezahlt: Wer sechs Monate für eine Leiharbeits-Firma arbeitet, bekommt je 150 Euro (brutto) Urlaubs- und Weihnachtsgeld, im dritten und vierten Jahr jeweils 200 Euro, ab dem fünften Jahr jeweils 300 Euro (brutto).

Davon abweichend gibt es gesonderte Vereinbarungen für Leiharbeiter in einzelnen Firmen. Bei BMW, heißt es bei der IG Metall, erhalten Zeitarbeiter die Grundvergütung der Metall- und Elektroindustrie – allerdings kein extra Weihnachtsgeld. Die Gewerkschaft und der Betriebsrat haben zwar durchsetzen können, dass ein Großteil der Leiharbeitnehmer bei dem Autobauer fest angestellt wurden. Die volle finanzielle Gleichberechtigung gibt es für die verbliebenen Leih-Beschäftigten aber noch nicht.

 

Das zahlen Münchner Firmen

Viele Arbeitgeber richten sich streng nach den Tarifverträgen – nur wenige spendieren mehr. In den seltensten Fällen gibt es ein ganzes 13. Gehalt.

Beim Leuchtmittelhersteller Osram bekommen die Mitarbeiter je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit bis zu 50 Prozent eines Bruttomonatsgehalts.

Der Maschinenbauer MAN richtet sich streng nach den Bestimmungen der IG-Metall, die 25 bis 55 Prozent eines Monatsgehalts vorgibt.

Dasselbe macht der Hersteller von Triebwerkskomponenten MTU. „Nach 36 Monaten Betriebszugehörigkeit gibt es bis zu 55 Prozent“, sagt Josef Hillreiner vom Betriebsrat.

Besonders großzügig ist BMW. Statt den tarifvertraglichen 55 Prozent gibt es bis zu 100 Prozent. Facharbeiter bekommen noch eine Gewinnbeteiligung von ca. 2,5 Monatsgehältern oben drauf.

Bei Siemens gibt es zum Jahresende eine Sonderzahlung, die bis zu 60Prozent eines Monatgehalts beträgt. Mit zusätzlichem Urlaubsgeld kommt ein Mitarbeiter im Schnitt auf insgesamt 13,25 Monatsgehälter.

Die Allianz richtet sich nach dem Manteltarifvertrag für die private Versicherungswirtschaft. Er sieht als Weihnachtsgeld 80 Prozent eines Bruttomonatsgehalts vor. Im Gastro- und Hotelgewerbe sind die Zulagen zum Teil mager.

Das Hofbräuhaus immerhin zahlt tarifliches bis übertarifliches Weihnachtsgeld. Die Höhe beträgt zwischen 750 und 1350 Euro.

Die Stadtwerke München zahlen Mitarbeitern, die nach den Tarifverträgen für Nahverkehr und Versorgungsbetriebe beschäftigt sind, zum Novembergehalt 100 Prozent des Oktobergehalts. Der Tarifvertrag der MVG sieht einen jährlichen Betrag von 1200 Euro vor.

Bei der Stadt München wir die Sonderzulage am Jahresende ausgezahlt. Beamte in den unteren Besoldungsgruppen erhalten 70 Prozent, die Besserverdiener 65 Prozent eines Monatgehalts. Bei den tariflich Angestellten der Landeshauptstadt sind die Prozentsätze dreifach gestaffelt. Niedrige Gehälter bekommen 90 Prozent, mittlere 80 Prozent und die Besserverdiener 60 Prozent.

 

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