Wegen Corona: Flaute in der Hochzeitsbranche

Weil große Feiern wegen der Corona-Pandemie ausfallen, bricht vielen nun das Geschäft mit dem schönsten Tag des Lebens völlig weg.
von  AZ/apo, AZ/lma
Georg und Renée von Hammerstein.
Georg und Renée von Hammerstein. © privat

Eine kleine, aber exquisite Auswahl und individuelle Beratung – darauf setzt Nathalie Zenker in ihrer Brautmoden-Boutique "Say Yes". Den hübschen Laden am Münchner Max-Weber-Platz führt die 32-Jährige gemeinsam mit ihrem Mann. Doch seit der Corona-Pandemie ist auch bei Zenker alles anders – die Einschränkungen für Hochzeiten treffen sie wie viele andere, die im Geschäft rund um den schönsten Tag des Lebens tätig sind.

Rund 60 Hochzeiten, bei denen die Braut ein Kleid aus ihrem Laden trägt, seien seit März abgesagt worden, sagt sie der AZ. "Die sind zwar alle voll bezahlt, aber liegen jetzt bei uns im Dornröschenschlaf und warten darauf, zum Leben erweckt zu werden." Zenker glaubt, dass es wohl ein Sommerloch geben werde, sie selbst spüre manchmal schon Unsicherheit, wie es weitergehen werde.

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert
Gleichzeitig ist sie aber zuversichtlich, dass sie die sechs Wochen, in denen ihr Laden geschlossen war, kompensieren kann. Für Brautkleider sei die Saison ab März ohnehin größtenteils vorbei. "Andere Branchen trifft es härter", so die 32-Jährige.

Hochzeitssaal-Betreiber haben große Probleme

Zum Beispiel die Eventbranche: Viele Hochzeitssäle stehen derzeit leer, etwa der Kral Dügün Salonu in Frankfurt. Zahlreiche Reservierungen seien seither ausgefallen. Ähnlich geht es Mehmet Dogan, Inhaber von 20 Hochzeitssälen in Köln. Pro Saal hätten seit Mitte März etwa 25 bis 30 Hochzeiten stattfinden sollen. Bis mindestens Ende August sind Großveranstaltungen verboten.

Wo nicht geheiratet wird, werden auch keine Fotos gemacht. Der Umsatz für die Fotografen ist laut dem Bund professioneller Portraitfotografen zu fast 100 Prozent eingebrochen. Auch Leca, ein Zusammenschluss von 16 großen Catering-Unternehmen in Deutschland, klagt über Einbußen durch die wegfallenden Veranstaltungen, von denen auch Hochzeiten einen großen Teil ausmachen. Die Unternehmen seien mit Umsatzeinbußen von 90 Prozent und mehr bis September konfrontiert, heißt es von einem Sprecher. Nicola Fink, Sprecherin des Fachverbands Deutscher Floristen, berichtet ebenfalls von zahlreichen Ausfällen bei Hochzeiten, Kommunionen oder Trauerfeiern. "Die Absagen reichen weit bis in den Herbst hinein."

Ab wann darf wieder im großen Stil geheiratet werden?

In Bayern ist Heiraten zwar wieder erlaubt, doch grundsätzlich gilt die Zwei-Haushalte-Regel. Wann große Hochzeiten wieder erlaubt sind, ist ungewiss. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gab sich dazu kürzlich in der BR-Sendung "Jetzt red i" abwartend.

Der Bund Deutscher Hochzeitsplaner hat sich mit einem Brief an Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gewandt. Sprecherin Svenja Schirk hat alle Trauungen für dieses Jahr verschoben. Auch wenn das Heiraten vielerorts möglich sei, habe das wenig mit der Traumhochzeit zu tun, die sich viele Paare wünschten, sagt Schirk. "Unsere Branche liegt brach." Sehr viele der Unternehmen aus der Hochzeitsbranche stünden "am existenziellen Abgrund", hieß es in dem Brief.


"Uns fehlen sicher 150.000 bis 200.000 Euro"

Georg und Renée von Hammerstein.
Georg und Renée von Hammerstein. © privat

Georg von Hammerstein vermietet Schloss Aufhausen bei Erding für Hochzeiten

Georg Freiherr von Hammerstein und seine Frau Renée Freifrau von Hammerstein vermieten an etwa 26 Wochenenden im Jahr das Schloss Aufhausen bei Erding als ganz spezielle Hochzeitslocation – doch seit der Corona-Pandemie seien 75 Prozent der Buchungen für dieses Jahr weggefallen, berichtet der Freiherr der AZ.

Immerhin: Bis auf eine Veranstaltung hätte man alle Events auf das nächste Jahr, teils sogar auf 2022 verlegen können. Dennoch: "Ich schätze, dass uns 150.000 bis 200.000 Euro fehlen", sagt von Hammerstein, etwa durch nicht bezahlte Stornierungsgebühren, die er in der jetzigen Situation nicht um jeden Preis einfordern wolle. Das Geld fehle nun vor allem für die Instandhaltung des Schlosses, sagt von Hammerstein, der mit seiner Frau Renée dort selbst im Mai 2019 Hochzeit feierte.

Viele Paare seien verzweifelt, berichtet der Freiherr, andere wiederum hofften, dass eine Heirat im September oder Oktober doch noch realistisch sei. "Wir fiebern dem Tag entgegen, an dem Hochzeitsfeiern wieder möglich sind", sagt von Hammerstein. "Ich bin da sehr optimistisch".

Alle Nachrichten und aktuellen Infos zum Coronavirus in München und Bayern finden Sie hier in unserem Newsblog!

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.