Warum E-Autos noch Ladenhüter sind

Der Abgas-Skandal lässt auch die Diskussion um alternative Antriebe aufleben. Warum ein echter Durchbruch noch nicht in Sicht scheint.
von  dpa

München - Nach dem VW-Skandal um manipulierte Abgastests könnte der Dieselmotor stottern. Lange Jahre wurde er vor allem für Vielfahrer als sauberere Variante zum Benziner beworben. Doch der Skandal hat einmal mehr gezeigt, dass Autofahrer bisher kaum Einblick haben, was tatsächlich aus dem Auspuff dampft. Die Verunsicherung ist groß. Schlägt jetzt die Stunde für alternative Antriebe? Und wären etwa Elektroautos und Erdgasfahrzeuge unter dem Strich wirklich besser für die Umwelt?

Hohe Hürde: der Kaufpreis

 

Einfache Antworten auf diese Fragen gibt es nicht. Fest steht nur: Bisher dümpelt der Marktanteil von Autos mit alternativen Antriebsformen vor sich hin. So rollten nur knapp 19.000 reine Elektroautos zu Beginn dieses Jahres auf deutschen Straßen. Das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen, ist in weiter Ferne. Als höchste Hürden gelten der hohe Kaufpreis der E-Autos, eine geringe Reichweite und fehlende Ladestationen. Und weil Benzin und Diesel an den Tankstellen wieder billig sind, fehlt der Anreiz, sich einen Stromer zuzulegen.

Und wie sieht es mit der Umweltbilanz aus? Elektroautos erzeugen zwar kein klimaschädliches CO2 oder giftige Stickoxide – aber sie brauchen Strom, und der wird in Deutschland noch immer zu einem erheblichen Teil in Kohlekraftwerken produziert. Die Emissionen finden also schlicht anderswo statt. Aus all diesen Gründen rechnen auch Umweltexperten wie Axel Friedrich vorerst nicht mit kräftigem Rückenwind für Elektroautos. Der Ex-Abteilungsleiter im Umweltbundesamt kämpft seit Langem für eine Reduzierung des Schadstoff-Ausstoßes im Straßenverkehr.

Auch das Argument, dass Autos meist für Kurzstrecken genutzt werden und die Reichweite deshalb kaum relevant ist, zieht nach Friedrichs Überzeugung nicht. „Die Leute kaufen ja nicht für 80 Prozent der Fälle Autos, sondern für alle Fälle.“

Autoexperte: Brauchen neue Batteriezellen und ein Schnellladenetz

 

Eine zur Automesse IAA veröffentlichte Umfrage stützt Friedrichs Einschätzungen: Nur ein knappes Fünftel der Befragten zeigte sich demnach überzeugt, dass Elektroautos in zehn Jahren auf Deutschlands Straßen überwiegen werden. Und die Chancen für andere Alternativen zu Benzinern und Dieselfahrzeugen wie beispielsweise Erdgasautos werden noch deutlich schwächer eingeschätzt. Autoexperte Stefan Bratzel macht die Hersteller selbst für die Holperfahrt alternativer Antriebe verantwortlich. Statt im teuren Spagat weiter Diesel- und Benzinmotoren einerseits verbessern zu wollen, und andererseits Milliarden in Plug-In-Hybride, Elektroantriebe und Brennstoffzellen zu investieren, sollten sie sich konsequenter neuen Antriebstechniken zuwenden, meint Bratzel. Wichtiger Baustein dafür wäre, dass die nächsten Generationen von Batteriezellen in Deutschland entwickelt und ein Schnellladenetz für E-Autos aufgebaut wird.

Kein rascher Durchbruch?

 

Bisher haben von den deutschen Autoherstellern BMW, Daimler und VW reine Elektroautos am Start. Porsche und Audi zogen zur IAA nach und stellten Studien für zwei Stromer vor, die allerdings noch lange nicht auf dem Markt sind. Auch Branchenexperte Benjamin Kibies sieht noch keinen raschen Durchbruch für alternative Technologien – und auch noch keinen Grund für einen Abgesang auf den Diesel. Im relevanten Flottenmarkt und bei Fahrleistungen ab etwa 20.000 bis 30.000 Kilometer pro Jahr gelte der Dieselmotor noch immer als die günstigste Variante. Daran dürfte auch der Abgas-Skandal vorerst nichts ändern.

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