Warten auf Wunder

Im Schneckentempo in die Moderne: Die CSU tut sich da schwer. Angela Böhm, AZ-Landtagskorrespondentin, über den CSU-Parteitag

Ein CSU-Chef, der auf seinem Parteitag 350 Gegenstimmen bekommt, hätte sich früher in die Tiefe gestürzt. Doch wenn man schon ganz unten ist, dann ist auch der knappeste Ausgang ein Riesensieg. Beim Glaubenskrieg um die Mini-Frauen-Quote stand es für Seehofer Spitz auf Knopf. Nach dem Sturz von Stoiber, dem Intermezzo von Beckstein/Huber und Wahlniederlagen ist jetzt auch der, den sie vor zwei Jahren als Nothelfer holten, in ganz großer Not.

Es ist ein Existenz-Kampf zwischen Angst und Verzweiflung, den die Christsozialen auf ihrem 75. Parteitag boten. Seehofer haben sie noch einmal stabilisiert – bis zum Herbst 2011, wenn die Wahl des Parteichefs ansteht.

Dafür haben sie tief in ihre Seele blicken lasse: Auch wenn sie künftig eine „Bürgerbewegung“ und ein „Debattierclub“ werden wollen. Und die Diskussion um die Quote einem Parteitag der Grünen glich.

Modern ist das noch lange nicht. Ein bisserl Emanzipation und ein störrisches Festhalten, dass Deutschland kein Einwanderungsland sei, zeigt, dass die CSU noch immer die Alt-Männerpartei ist, an der die Zeichen der Zeit abgeprallt sind. Die sich nur schwer auf gesellschaftliche Veränderungen und eine neues Weltbild einstellen kann.

Das ist das Problem, das die CSU nach einem halben Jahrhundert Herrlichkeit auch in Bayern zu einer stinknormalen Partei gemacht hat. Jetzt wartet sie auf ein Wunder – aber solche kann auch der „Messias“ Karl-Theodor zu Guttenberg nicht vollbringen