VW-Boss Winterkorn sagt "Entschuldigung!" - und will bleiben
Wolfsburg – Im Diesel-Skandal bei Volkswagen hat Vorstandschef Martin Winterkorn öffentlich um Entschuldigung gebeten. In einem Video-Auftritt versprach er am Dienstag rasche und transparente Aufklärung und Wiedergutmachung. Er meinte: "Die Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren unseres Konzerns widersprechen allem, für was Volkswagen steht. Auch ich habe zum jetzigen Zeitpunkt nicht die Antworten auf alle Fragen."
Der 68-Jährige betonte: "Es tut mir unendlich leid, dass wir dieses Vertrauen enttäuscht haben. Ich entschuldige mich in aller Form bei unseren Kunden, bei den Behörden und der gesamten Öffentlichkeit für das Fehlverhalten."
Zuvor hatte der Berliner "Tagesspiegel" berichtet, Winterkorn solle durch Porsche-Chef Matthias Müller (59) ersetzt werden. Der 68-jährige Winterkorn genieße nicht mehr das Vertrauen des Kontrollgremiums, heißt es beim Tagesspiegel. Allerdings soll Volkswagen den Bericht dementiert haben. In der "Bild" wird ein Firmenschprecher mit den Wort zitiert, das sei „Schwachsinn”.
Ursprünglich sollte Winterkorns Vertrag an diesem Freitag vorzeitig bis Ende 2018 verlängert werden. Diese Option ist aber nach Aussage eines Mitgliedes des Aufsichtsrates bereits vom Tisch. Volkswagen erklärte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur auch hierzu, das Unternehmen werde sich nicht zu den aktuellen Spekulationen äußern.
Einen Rücktritt Winterkorns hatte der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer bereits am Montag gefordert: Winterkorn, in dessen Verantwortung auch die konzernweite Forschung und Entwicklung falle, habe entweder von den Manipulationen gewusst oder aber er sei ahnungslos und habe seinen Geschäftsbereich nicht im Griff, sagte der Direktor des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen. "In beiden Fällen würde ich sagen, dass Winterkorn an der Konzernspitze nicht mehr tragbar ist." Der "Westdeutschen Allgemeinen" sagte er: "Jeder Politiker könnte bei einer solchen Angelegenheit nicht in seinem Amt bleiben."
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A propos Politik: Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat angekündigt eine Untersuchungskommission zu entsenden. Die Kommission unter Leitung von Verkehrs-Staatssekretär Michael Odenwald werde noch diese Woche nach Wolfsburg reisen, sagte Dobrindt am Dienstag in Berlin.
Volkswagen bekommt die Folgen des Diesel-Skandals auch finanziell zu spüren - bei rund elf Millionen Fahrzeugen gibt es nach Konzernangaben Unregelmäßigkeiten.
Nach internen Prüfungen kündigte das Unternehmen am Dienstag in Wolfsburg eine Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr an.
Bereits im dritten Quartal würden etwa 6,5 Milliarden Euro "ergebniswirksam zurückgestellt", hieß es. Ein VW-Sprecher erklärte, dass es sich um eine Vorsichtsmaßnahme handle.