VW-Aktionäre wollen von der Konzernspitze Antworten

Dreieinhalb Jahre Diesel-Krise und kein Ende in Sicht: Die Aktionäre wollen die VW-Spitze zur Rede stellen. Konzernchef Diess richtet den Blick nach vorn.
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Als Nachfolger von Mathias Müller ist Herbert Diess seit April vergangen Jahres Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG.
Christophe Gateau/dpa Als Nachfolger von Mathias Müller ist Herbert Diess seit April vergangen Jahres Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG.

Berlin - Der weltgrößte Autobauer Volkswagen steht weiter unter Beschuss von vielen Seiten. Heute muss Vorstandschef Herbert Diess nach gut einem Jahr an der Konzernspitze den Aktionären in Berlin Rede und Antwort stehen.

Noch immer haben Ermittlungen und Rechtsverfahren die Wolfsburger fest im Griff, erst jüngst stieg mit neuen Milliardenkosten die Rechnung für den im September 2015 aufgeflogenen Dieselskandal auf 30 Milliarden Euro.

Diess sucht inmitten der großen Umwälzung in der Branche die Flucht nach vorn: Er forciert auch gegen Widerstände in der deutschen Autoindustrie den reinen Elektroantrieb als Königsweg zur Senkung klimaschädlicher Abgase. Dafür steckt Volkswagen Milliarden in Batterien, Antriebe und neue Modelle. Wie Volkswagen am Montagabend mitteilte, stecken die Wolfsburger nun auch als erster deutsche Hersteller knapp eine Milliarde Euro in den Aufbau einer Batteriezellfertigung.

In einigen Konzernteilen will Diess zudem mehr Rendite sehen und hat einen strikteren Sparkurs angeordnet - so etwa in der Kernmarke VW und bei Audi. Die Pläne, bei VW Pkw Tausende Stellen zu streichen, haben jedoch auf Arbeitnehmerseite deutliche Kritik heraufbeschworen. Die Lkw-Sparte Traton soll nun doch noch vor der Sommerpause an die Börse gebracht werden, nachdem der Konzern vor rund zwei Monaten noch einen Rückzieher machte. Bei weiteren Unternehmensteilen wird geprüft, was VW mit ihnen künftig anstellen will.

In der Dieselaffäre bleibt die Frage, was Konzernvorstände von der Manipulation der Abgastests wussten. Zuletzt klagte die Staatsanwaltschaft Braunschweig den langjährigen Konzernchef Martin Winterkorn und weitere Führungskräfte wegen schweren Betrugs an. Vergangenes Jahr verlor der damalige Audi-Chef und VW-Konzernvorstand Rupert Stadler seinen Job. Er war im Juni 2018 verhaftet worden und erst nach Monaten wieder freigekommen. Die Münchener Justiz verdächtigt ihn des Betrugs. Der Konzern will Stadler wegen der laufenden Untersuchungen zunächst auch nicht von den Aktionären entlasten lassen.

Angesichts der derzeitigen Branchenflaute steht VW mit seinen Geschäftszahlen zwar vergleichsweise ordentlich da. Trotzdem dürften VW-Aktionäre mit Kritik nicht sparen: Rund 60.000 Einzelklagen wegen Diesel sind in Deutschland gegen den Konzern anhängig, Anleger werfen der Konzernspitze in einem milliardenschweren Verfahren eine zu späte Information zu den Ausmaßen des Skandals vor. Die vor drei Jahren eingefrorenen Boni für damalige Vorstandsmitglieder zahlt der Konzern in diesem Mai aus, weil der Aktienkurs sich erholt hatte.

Ob sich die Kritik auch in den Abstimmungsergebnissen niederschlägt, bleibt fraglich. Die Macht im Konzern ist klar aufseiten der Eigentümerfamilie Porsche-Piech verteilt, die über die Porsche-Holding mehr als die Hälfte der VW-Stimmrechte kontrolliert. Das Land Niedersachsen hält weitere 20 Prozent der Stimmrechte, das Emirat Katar 17 Prozent. Die Anteilseigner der im Dax gelisteten Vorzugsaktie haben kein Stimmrecht.

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