Von Banken und Spielbanken
LAS VEGAS - Eher unfreiwillig wird Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann zum Eigentümer eines Kasinos in der US-Glücksspielerstadt Las Vegas. Bald ist Eröffnung, aber aus Frankfurt mag sich keiner blicken lassen. Die AZ erklärt wie die Bank zu diesem Besitz kam.
Vom "Kasinokapitalismus“ war in den letzten Jahren viel die Rede, wenn es um die aus dem Ruder gelaufene Finanzbranche ging. Jetzt bekommt das Wort einen neuen Sinn: Deutschlands Bank Nummer eins, die Deutsche Bank, tritt nun in Las Vegas an der weltberühmten Glücksspielmeile „Strip“ auf. Mitte Dezember eröffnet dort das neue Cosmopolitan – eine weitere für Las Vegas typische Mischung aus Hotel, Kasino und Eventzentrum. Eigentümer ist ausgerechnet das stets auf Seriosität bedachte Institut von Josef Ackermann.
Dass das Zusammentreffen der beiden Welten vor allem für Spott gut ist, ist den Frankfurtern auch schon aufgefallen. Entsprechend schmallippig beantworten die Vorzeigebanker Anfragen zu ihrem neuesten Investment: Sie sagen einfach gar nichts.
Dabei kam die Bank zum Kasino keineswegs gezielt, sondern eher wie die Jungfrau zum Kinde. Die Deutsche Bank hatte das Cosmopolitan eigentlich einfach nur finanzieren wollen. Dann aber kam der Investor im Zuge der US Immobilienkrise ins Trudeln und konnte Zins und Tilgung nicht mehr bedienen. Die Bank tat, was Banken in solchen Fällen tun: Sie hielt sich ans Objekt und hatte damit die Immobilie am Bein. Ein schneller Weiterverkauf des damaligen Rohbaus verbot sich, weil das wegen der Wirtschaftskrise im völligen finanziellen Debakel geendet hätte. Also baute man weiter.
So kommt es, dass Konzernchef Ackermann jetzt auch noch zum Glücksspieler wird – ein Gedanke, der vielen Außenstehenden beim Betrachten mancher Bank schon häufiger kam.
Dabei sind die Einsätze der Deutschen Bank in Las Vegas definitiv keine „Peanuts“ – als solche hatte einst Bank-Vorstand Hilmar Kopper vergleichsweise kleinere Ausfallrisiken bezeichnet. In Las Vegas ist die Bank bereits mit vier Milliarden Dollar engagiert. Denn das Cosmopolitan ist eines der ehrgeizigsten Projekte in der Geschichte der Wüstenstadt. In etwa drei Wochen soll es eröffnen, es steht da, wo Las Vegas gut und teuer ist: in direkter Nachbarschaft von „Caesar’s Palace“ und „Bellagio“. In der direkten Nachbarschaft ist auch das „Paris“. Sollte also Josef Ackermann sich je in „seinem“ Kasino eine Nacht um die Ohren schlagen wollen, könnte er bei einem Absacker die spektakuläre Aussicht auf den nachgebauten Eiffelturm genießen.
Doch dass es soweit kommt, ist eher unwahrscheinlich. Richtig gern werden die Deutschbanker nicht auf ihr ungeliebtes Projekt angesprochen – zumal sie deswegen bereits eine halbe Milliarde verzockt haben und abschreiben mussten. Auch bei der Eröffnung wird es keine Delegation aus Frankfurt geben und keine wehenden Deutsche-Bank- Fähnchen am Eingang. Da bleibt man lieber daheim in Frankfurt.
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