Verkorkste Naturen

"Das Miteinander von Mensch und Hund, in grauer Vorzeit vielleicht eine harmlose Angelegenheit, funktioniert nicht mehr ohne Regeln." Susanne Stephan über bellende Vierbeiner, Bisswunden und den Streit über die Konsequenzen.
von  Abendzeitung

"Das Miteinander von Mensch und Hund, in grauer Vorzeit vielleicht eine harmlose Angelegenheit, funktioniert nicht mehr ohne Regeln." Susanne Stephan über bellende Vierbeiner, Bisswunden und den Streit über die Konsequenzen.

Mit den Hunden in Deutschland ist es irgendwie ähnlich wie mit dem Waffenbesitz in den Vereinigten Staaten. Immer wieder passieren Unfälle, oft genug schlimme. Immer wieder werden Erklärungen gesucht – und gefunden. Beispielsweise diese: Das Opfer hat sich ungeschickt verhalten und den Angriff des Hundes provoziert. Oder: Der Hund war aggressiv, weil er nicht artgerecht gehalten wurde. Will heißen: Wenn alle vernünftig mit Hunden umgehen, passiert auch nichts.

Eine Vogel-Strauß-Haltung. Denn ungeschickte Menschen, die fremde Hunde unbedingt streicheln wollen, wird es immer geben, und damit auch üble Bisswunden bis hin zu Todesfällen. Das gleiche gilt für Tiere, die mehr oder minder absichtsvoll auf Aggressivität getrimmt werden: In einer Gesellschaft, die gewalttätige Computerspiele in Ordnung findet, überrascht es nicht weiter, wenn verkorkste Naturen ihre Allmachtsfantasien übers Tier ausleben.

Fazit

Das Miteinander von Mensch und Hund, in grauer Vorzeit vielleicht eine harmlose Angelegenheit, funktioniert nicht mehr ohne Regeln. Um ein Verbot bestimmter Hunderassen, um Bußgelder für rücksichtslose Hundehalter führt deswegen kein Weg herum. Noch schöner wäre die selbstverständliche gegenseitige Rücksichtnahme von Menschen mit und ohne Hund – aber solche alltägliche Freundlichkeit kann man schlecht verordnen.

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