USA machen Kasse bei Versicherer AIG

Die dramatischste und teuerste Rettungsaktion der Finanzkrise kommt langsam zu einem Abschluss. Die US-Regierung verkauft Aktien des einstmals weltgrößten Versicherungskonzerns AIG.
von  dpa

Die dramatischste und teuerste Rettungsaktion der Finanzkrise kommt langsam zu einem Abschluss. Die US-Regierung hat angekündigt, Aktien des einstmals weltgrößten Versicherungskonzerns AIG im Wert von mindestens 18 Milliarden Dollar (14,1 Mrd Euro) zu verkaufen.

New York/Washington - Dadurch würde der Anteil, den der Staat noch an dem Allianz-Rivalen hält, deutlich unter die markante Schwelle von 50 Prozent rutschen. AIG hatte im Krisenjahr 2008 mit 99,3 Milliarden Dollar den höchsten Verlust der US-Wirtschaftsgeschichte eingefahren. Kaum ein Beobachter hätte damals damit gerechnet, dass sich das Unternehmen in absehbarer Zeit wieder berappeln würde und die Staatshilfen zurückzahlen könnte. AIG gelang das Kunststück jedoch durch den Verkauf von Tochterfirmen. Dem Versicherer kam dabei auch die Erholung der Weltwirtschaft nach der Rezession zugute.

AIG war in den Strudel der Finanzkrise geraten, weil der Konzern die windigen Hypothekenwetten der Banken und Fonds abgesichert hatte. Das geschah durch sogenannte Kreditausfallversicherungen oder Credit Default Swaps (CDS). Ein Zusammenbruch von AIG hätte weitreichende Folgen für die gesamte Finanzwelt gehabt. Um einen Dominoeffekt zu verhindern, legte die US-Regierung ein Rettungspaket im Rekordwert von 182 Milliarden Dollar auf.

Der Staat hat seinen Anteil in mehreren Schritten bereits von anfangs 92 Prozent auf aktuell 53 Prozent gesenkt. Durch den 18-Milliarden-Dollar-Verkauf, der bei einer hohen Nachfrage der Investoren auf 20,7 Milliarden Dollar ansteigen könnte, würde der Anteil auf circa 20 Prozent schrumpfen. Damit wäre der Staat nur noch Minderheitseigentümer und könnte sich am Ende ganz zurückziehen. Die Deutsche Bank ist eines von vier Instituten, die die Aktienverkäufe federführend in die Hand nehmen.

AIG-Chef Robert "Ben" Benmosche hat das Unternehmen auf das Kerngeschäft mit klassischen Versicherungen zurechtgestutzt. Überdies gehört noch die Flugzeug-Leasing-Gesellschaft ILFC zum Konzern. Seit zwei Jahren schreibt AIG wieder Gewinne. Diese Einnahmen zusammen mit den Verkaufserlösen etwa bei der Asientochter AIA ermöglicht es AIG, auch selbst Aktien vom Staat zu übernehmen. AIG will vom jetzigen Paket Anteilsscheine über bis zu 5 Milliarden Dollar erwerben.

Ohne die Hilfe der US-Regierung hätte AIG das gleiche Schicksal wie der Investmentbank Lehmen Brothers gedroht, die fast auf den Tag genau vor vier Jahren zusammengebrochen war und Schockwellen um den Globus schickte. Angesichts der Verwerfungen am Finanzmarkt entschieden sich die US-Regierung und die Notenbank Fed damals in dramatischen Krisensitzungen, weitere Pleiten zu verhindern. Allein die Bank of America und die Citigroup bekamen jeweils 45 Milliarden Dollar. Auch die Autobauer Chrysler und General Motors wurden vom Steuerzahler gerettet.

Das meiste Geld ist inzwischen zurückgeflossen. Dank der Zinsen für die Kredite und gestiegene Aktienkurse rechnet die US-Regierung sogar damit, am Ende mit einem Gewinn aus den ganzen Rettungsaktionen herauszugehen. So konnte die Notenbank Fed erst jüngst mit dem Verkauf von giftigen Hypothekenpapieren, die sie AIG einst abgenommen hatte, rund 6,6 Milliarden Dollar an Profit einstreichen.

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