USA kritisieren Sparkurs

Differenzen zwischen Wolfgang Schäuble und seinem amerikanischen Kollegen Timothy Geithner. Der amerikanische Finanzminister fürchtet ums globale Wachstum.
Die Amerikaner sind verstimmt: Zuerst war Deutschland beim Verbot ungedeckter Leerverkäufe vorgeprescht, jetzt soll eisern gespart werden – das gefährdet nach Ansicht der USA das globale Wachstum. US-Finanzminister Timothy Geithner besuchte deshalb am Donnerstag seinen deutschen Kollegen Wolfgang Schäuble, um über die Euro-Krise zu sprechen.
Ausräumen konnten beide ihre Differenzen aber nicht. Schäuble verteidigte den Kurs der Euro-Staaten, die Staatsdefizite drastisch zu reduzieren. Sie seien Hauptursache für die Krise. Die USA wollen die Weltkonjunktur dagegen notfalls auf Pump ankurbeln. „Wachstum und Beschäftigung dürfen nicht aus dem Blick geraten“, sagte Geithner.
Uneinigkeit gibt es auch bei der Regulierung der Finanzmärkte: Die USA sind für eine Bankenabgabe, Deutschland und die EU wollen die Einführung einer Finanztransaktionssteuer.
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann warnte am Donnerstag bei der Hauptversammlung vor „Verbalattacken auf sogenannte Spekulanten und Kriegs-Rhetorik“. Wer Banken und Märkte zu stark reglementiere und in ihrer Leistungsfähigkeit einschränke, treffe Wirtschaft und Gesellschaft.
Gleichzeitig verteidigte er sich gegen seine Griechenland-Kritik. Mitte Mai hatte Ackermann in „Berlin Mitte“ im ZDF Zweifel geäußert, ob Griechenland seine Schulden zurückzahlen könne. „Die großen Anleger brauchen keine Talkshows, um sich eine Meinung zu bilden“, sagte Ackermann jetzt.
Für kurzzeitige Aufregung an den Märkten sorgte unterdessen ein Bericht der britischen „Financial Times“, nach der China seine Wertpapieranlagen in der Eurozone überprüft. Die chinesische Devisenbehörde habe Sorgen über ihre Anlagen in Schulden-Ländern wie Griechenland, Italien und Spanien geäußert. Insgesamt hat China dort 515 Milliarden Euro investiert. Peking dementierte den Bericht sofort: Europa bleibe einer der wichtigsten Investitionsmärkte für Chinas Währungsreserven.