Unternehmen Münchnerin

Noch immer stimmt die Quote nicht. Große Arbeitgeber geloben Besserung. Sie wollen mehr weibliche Führungskräfte
von  Vanessa Assmann und Maria Seliger

 

Noch immer stimmt die Quote nicht. Große Arbeitgeber geloben Besserung. Sie wollen mehr weibliche Führungskräfte.

München - Er fällt ausgerechnet auf den Faschingsdienstag. Der Weltfrauentag ist nichts zum lachen – solange es ungleiche Gehälter gibt und ungleiche Aufstiegschancen. Schöne Worte gibt es viele. Wie aber sieht die Praxis aus, konkret in München? Was tun die Unternehmen für Frauen?

Die Stadtverwaltung hat 28000 Mitarbeiter, davon sind 58 Prozent Frauen. In den Führungsebenen nehmen sie 47 Prozent der Plätze ein. Seit 1985 gibt es eine Gleichstellungsstelle, bundesweit die erste in einer Stadtverwaltung. Daniela Weidlich vom Referat für Arbeit und Wirtschaft sagt: „Wir sind als Stadt weiter als die meisten Unternehmen." Eine Quote lehnt die Stadtverwaltung jedoch ab: Sie könne dazu führen, dass gute Männer benachteiligt würden.

Beim Triebwerkshersteller MTU Aero Engines sind zwölf Prozent der Mitarbeiter Frauen. Bei den Führungskräften sind es sieben Prozent. Die Firma hat unter anderem spezielle Arbeitszeitmodelle entwickelt, es gibt eine Kindertagesstätte und eine Stiftung für Studentinnen. Die Frauenquote soll in den nächsten fünf Jahren verdoppelt werden.

McDonald’s beschäftigt auf der Ebene Restaurantmanagement zu 54 Prozent Frauen. Auf mittlerer Managementebene sind es noch 37 Prozent. Auf Vorstands- und Direktorenebene sind es 13 Prozent. Ziel ist es, bis 2012 einen Anteil von 30 Prozent Frauen im Topmanagement zu erreichen. Deshalb gibt es bei McDonald’s ein Programm für Führung in Teilzeit. Einen Betriebskindergarten gibt es, eine Krippe soll Mitte des Jahres dazukommen. Einen hauseigenen Paketdienst, Bügelservice und eine Dienstleistungsagentur (z.B. für Umzüge, Suche nach Nachhilfe für Kinder) gibt es schon seit Jahren.

In der oberen Führungsebene der Hypo Vereinsbank arbeiten zu 14 Prozent Frauen. Zu wenige, findet Oliver Maassen, Bereichsvorstand Personal: „Wir haben uns 2009 das Ziel gesetzt: Bis zum Jahr 2012 sollen Frauen rund 20 Prozent in der oberen Führungsebene arbeiten.” Wird im Unternehmen eine Führungsposition besetzt, muss unter drei Kandidaten mindestens eine Frau sein. Das Unternehmen spricht werdende Mütter an: „Wir fragen sie, wie sie sich die Zeit nach dem Erziehungsurlaub vorstellen. Dann treffen wir konkrete Vereinbarungen." Aus Rücksicht auf die Eltern gebe es keine regulären Meetings nach 18 Uhr. Seit 2009 gibt es einen Frauenbeirat: „Wir sind die erste Bank in Deutschland, die einen solchen Beirat gegründet hat”, sagt Maassen. Der Beirat besteht aus rund 30 Unternehmerinnen und Managerinnen.

Beim Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG sind 3860 Frauen tätig, 26 Prozent sind Führungskräfte. Das Unternehmen bietet unter anderem spezielle Programme für Frauen in Führungspositionen und ein Betreuungsprogramm für werdende Mütter an. Geplant sind Vergleiche der Gehälter von Frauen und Männern im Abstand von zwei Jahren.

Der Frauenanteil im Versicherungsunternehmen Allianz liegt bei 47 Prozent, in Führungspositionen sind es 24 Prozent. Das Unternehmen bietet unterschiedliche Programme zur Frauenförderung: „Noch 2011 sollen zwei Kitas in Schwabing und Unterföhring eröffnet werden, mit insgesamt 72 Plätzen. Bislang gibt es eine Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Kinderbetreuungseinrichtungen, außerdem eine Kinderferienbetreuung", sagt Sprecherin Vera Werner. Außerdem gibt es Karrieretreffs für Frauen, um den Frauenanteil im Vertrieb zu erhöhen. Er ist in den vergangenen Jahren von 26 Prozent auf 35 Prozent gestiegen. In einem „Top-100-Programm” bekommen Frauen einen Mentor aus dem Vorstand zur Seite gestellt. Bis 2015 sollen 30 Prozent der geförderten Nachwuchsführungskräfte Frauen sein.

Bei der LBS (Bausparkasse der Sparkassen) arbeiten zu 60 Prozent Frauen. Anders sieht es in den Führungsebenen aus: In der ersten Ebene findet sich keine einzige Frau, in der zweiten Ebene sind es etwa 10 Prozent. „Unser Ziel ist es, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern", sagt Sprecher Joachim Klein. Derzeit werde es noch schwierig, wenn Frauen in Führungspositionen Kinder bekommen. „Teilzeitarbeit ist dann nur begrenzt möglich, denn eine gewisse Präsenz ist in Führungspositionen nötig", so Klein. Dafür sollen Lösungen gefunden werden. Personalleiterin Elisabeth Winter erzählt: „Arbeitszeitmodelle sind jedoch durchaus möglich: Eine junge Mutter muss nicht immer von ihrem Büro aus arbeiten, das geht auch mal von Zuhause aus.” In Workshops diskutieren junge weibliche Angestellte ihre Aufstiegschancen mit Kindern: „Viele müssen erst begreifen, dass ihr Kind die Reiswaffel nicht immer von der Mama gereicht bekommen muss", so Winter.

Bei den Stadtwerken München sind von rund 6800 Beschäftigten 19,3 Prozent Frauen. Unter den Führungskräften (erste und zweite Ebene) sind sie nur zu 14,9 Prozent vertreten. Reinhard Büttner, Geschäftsführer Personal und Soziales, betont, dass sich die Stadtwerke aktiv an verschiedenen Projekten beteiligen: Dazu gehören zum Beispiel das Audit Beruf und Familie und seit 2005 auch „Cross-Mentoring." Dabei tauschen Mitarbeiter verschiedener Abteilungen ihre Erfahrungen aus, wie man Arbeitsplätze familienfreundlicher gestalten kann.

Bei der Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH beträgt der Frauenanteil weltweit 28 Prozent (2009). „Alle Mitarbeiter haben die gleichen Chancen, gemäß ihrer Kompetenzen und ihres Potenzials gefördert zu werden”, sagt Pressereferent Tilman von Meyeren. Als Beispiel nennt er die Förderung der jungen Mitarbeiter: „Wir haben ein spezielles Programm für Nachwuchskräfte. 2009 waren knapp 30 Prozent der Mitglieder weiblich. Im Förderprogramm für unser oberes Management konnten wir in 2010 außerdem den Anteil von weiblichen Teilnehmern von zehn auf 15 Prozent steigern."

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.