Unternehmen fürchten Konjunkturdelle

Verband der Metall- und Elektroindustrie veröffentlicht ihre halbjährige Konjunkturumfrage. Die Branche schaut in eine ungewisse Zukunft.
von  Sophie Anfang

München Immer weniger Aufträge, stagnierende Produktion und Arbeitgeber, die vermehrt im Ausland produzieren wollen: Glaubt man Verbandschef Bertram Brossardt, sieht es düster aus für Bayerns Metall und Elektroindustrie.

„Wir stehen vor einer Strukturkrise“, sagte Brossardt bei der Vorstellung der halbjährlichen Konjunkturumfrage in der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie. Der Industrie fehle es an Dynamik.

Das erstaunt zunächst: Mit 790 000 Beschäftigen im Freistaat arbeiten in der Branche so viele Menschen wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr. Das wird sich ändern, warnt Brossardt. Schon jetzt plant laut Umfrage knapp ein Drittel der Betriebe, Stellen abzubauen.

Der Anteil der Betriebe, die die Lage auf dem heimischen Markt als schlecht bezeichnen, hat sich im Vergleich zur Sommerumfrage auf 7,4 Prozent mehr als verdoppelt. 36 Prozent bewerten die Lage als gut. Beim Auslandsgeschäft ist es ähnlich: Gut die Hälfte sehen die Lage positiv, im Sommer waren es noch knapp 70 Prozent der Befragten.

Die Mehrheit rechnet für 2014 zudem mit einem Umsatzplus von weniger als 4 Prozent, oder sogar Verlusten (siehe Grafik). Dazu kommt, dass die Firmen eher verhalten in die Zukunft blicken. Nur knapp 14 Prozent (Sommer: 19 Prozent) erwarten nächstes Jahr bessere Geschäfte im Inland.

Dabei kommt es aber stark auf die Branche an: Während die Auto- und IT-Branche positiv gestimmt ist, sind die Erwartungen im Maschinen- und Luftfahrzeugsbau verhalten. Die Firmen schielen ins Ausland. Hier wollen 32 Prozent der befragten Firmen mehr investieren und auch mehr Menschen einstellen. Die Gründe sind vielfältig: neue Märkte, aber auch geringere Arbeitskosten.

Vor allem letzteres Argument werden die Arbeitgeber in nächster Zeit wohl häufig bemühen: Denn die Umfrage soll nicht nur die Gemütslage der Industrie beschreiben, sondern auch für die Diskussion mit Gewerkschaften Argumente liefern. Mitte Januar beginnen die Tarifverhandlungen für die Branche. 5,5 Prozent mehr Lohn fordert die IG Metall. Die Industrie hat dem bereits eine Absage erteilt.

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