Unser Pseudo-Deutsch

Der AZ Kulturredakteur Adrian Prechtel über Ramsauers Kampf gegen das Denglisch.
von  Abendzeitung
Adrian Prechtel, Kulturredakteur
Adrian Prechtel, Kulturredakteur © AZ

Der AZ Kulturredakteur Adrian Prechtel über Ramsauers Kampf gegen das Denglisch.

Gerhard Polt hat es schon vor 30 Jahren erkannt: „D’ Anni hat g’sagt: Englisch, das ist ja gar keine Fremdsprache. Das spricht ja heut’ schon a jeder!“ Dass wir uns im Alltag mit Anglizismen zuballern, liegt aber nicht nur daran, dass die globale Informations- und Technologie- und Wirtschaftssprache heute Englisch ist. Das eigentliche, weil psychologische Problem ist: Englisch ist massiv mit der amerikanischen Jugendkultur verbunden – von der Popmusik bis zur Kinodominanz. So wird Englisch unwiderstehlich eben als „cool“ empfunden, jung und modern – also alles, was wir selbst gerne wären.

Aber wie bei allen Tendenzen, gibt es Gegenströmungen. Wenn Bundesverkehrsminister Ramsauer jetzt in seinem Amt den Anglizismen den Kampf ansagt, ist er voll im Trend (übrigens ein Lehnwort aus dem Englischen). Die Deutsche (!) Bahn rudert auch zurück und in vielen Unternehmen finden wieder Besprechungen statt – statt „Meetings“.

Unsinnigerweise unterwerfen wir Englisches oft der deutschen Grammatik: Hast du es schon „geforwardet“? - für „weitergeleitet“ . Und oft merken wir nicht mehr, dass wir Pseudo-Deutsch reden: „Einen guten Job machen“ ist eigentlich eine englische Redewendung genauso wie „Das macht Sinn“ oder das hässliche „in“ vor einer Jahreszahl, das im Deutschen falsch ist: Nicht „in“ 2011 sollten wir uns also vornehmen, wieder besseres Deutsch zu sprechen, sondern einfach „2011“ – ohne deshalb „out“ zu sein.

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