Unheimlich mächtig: Ferdinand Piëch räumt Samuelsson aus dem Weg

MAN-Boss Haakan Samuelsson musste gehen, weil er die Pläne des VW-Patriarchen durchkreuzt hatte. Das ging schon Managern wie Wiedeking und Pischetsrieder so. Piëch bastelt jetzt weiter an seinem riesigen Auto-Königreich.
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Räumt Gegner aus dem Weg: Ferdinand Piëch.
dpa Räumt Gegner aus dem Weg: Ferdinand Piëch.

MÜNCHEN - MAN-Boss Håkan Samuelsson musste gehen, weil er die Pläne des VW-Patriarchen durchkreuzt hatte. Das ging schon Managern wie Wiedeking und Pischetsrieder so. Piëch bastelt jetzt weiter an seinem riesigen Auto-Königreich.

So viel Macht macht Angst. Ferdinand Piëch ist nicht nur Aufsichtsratschef von Volkswagen, mit 350000 Mitarbeitern Europas größter Autokonzern. Er kann dort machen, was er will. Seine Familie besitzt auch noch einen Großteil von VW. Zehn Automarken sind schon unter dem Dach des Konzerns vereinigt.

Wer sich ihm in den Weg stellt, wird fertiggemacht. Und wen er nicht mehr braucht, der wird gefeuert. Ferdinand Piëch ist irgendwie unheimlich: Öffentlich sagt der Mann mit dem verkniffenen Gesichtsausdruck kaum etwas. Und wenn, dann sind es giftige Kurzbotschaften in Richtung seiner Gegner. Kostprobe? „Ich bin nicht gerade harmoniesüchtig.“

Wer ist dieser Ferdinand Piëch? Und was will er? Der Traum des VW-Patriarchen ist ein riesiges Königreich der Automarken. Mit Billig-Autos, gediegenen Volkswagen, Edel-Marken, Sport-Flitzern und 40-Tonnern. Das ganze Imperium natürlich gesteuert von Auto-König Piëch. Dafür lebt er. Dafür beseitigt er alle, die seine Vision nicht mittragen.

Der Fall Samuelsson: Piëch will eine Lkw-Allianz aus dem Münchner Motorenbauer MAN, dem schwedischen Lkw-Konzern Scania und der Lkw-Sparte von Volkswagen. Dass das ganze unter der Herrschaft von VW erfolgen soll, versteht sich von selbst. Piëch will so Kosten einsparen und den Marktführer Daimler angreifen. Nur machte Håkan Samuelsson bei der Sache nicht mit: 2006 wollte er selbst Scania übernehmen.

Doch Piëch verhinderte den Deal: Er sorgte dafür, dass die befreundete schwedische Wallenberg-Familie ihre Scania-Anteile nicht hergab. Außerdem war VW damals schon an Scania beteiligt. „Samuelsson hat einen Fehler gemacht: Er hat sich damals mit den Schweden total überworfen und gegen Piëch gearbeitet“, sagt der Gelsenkirchener Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer zur AZ.

Seitdem durfte Samuelsson, der in der Branche einen exzellenten Ruf hat, zwar bleiben, er sollte aber die Fusion vorbereiten. Derweil kaufte sich Piëch mit 30 Prozent bei MAN ein und wurde Samuelssons Aufsichtsratschef. Doch der Schwede spurte nicht so recht: Er setzte auf Kooperation der Lkw-Konzerne, nicht auf die Übernahme durch VW. Piëch wurde ungeduldig. „Es wird schneller gehen“, drohte er Mitte September. Dass Samuelsson am vergangenen Montag seinen Rücktritt erklärte, liegt damit nicht am Schmiergeldskandal von MAN, sondern an der Ungeduld seines Aufsehers. „Piëch hat sich mit Samuelsson geeinigt“, sagt Dudenhöffer. „Geld spielt bei ihm keine Rolle. Samuelsson wird eine gute Abfindung dafür bekommen haben, dass er geht. Er wollte nicht verheizt werden.“ Verheizt werden, wie andere vor ihm.

Der Fall Wiedeking: Der ehemalige Porsche-Chef hatte Piëch frontal angegriffen. Mit Porsche wollte er den ganzen VW-Konzern schlucken – und damit Piëchs Lebenswerk zerstören. Doch die Sache ging daneben: Die Finanzkrise und das VW-Gesetz sorgten dafür, dass Piëch am Ende triumphierte. Dass VW Porsche schluckte. Und dass Wendelin Wiedeking sein Amt los war.

Der Fall Pischetsrieder: Der Ex-BMW-Mann war als VW-Chef seinem Aufseher Piëch zu zauderhaft und zu langsam. Als Pischetsrieder ein Sparpaket verkündete und die Gewerkschaften aufbegehrten, schloss sich Piëch einfach der Arbeitnehmer-Seite an und ließ Pischetsrieder 2006 eiskalt über die Klinge springen.

Eine Namen für seine neue Firma hat er schon: "Auto Union"

„Piëchs Macht war noch nie so groß wie jetzt, und sie wird täglich größer“, sagt Automarkt-Experte Dudenhöffer. Wo Macht ist, bestehe Gefahr auf Machtmissbrauch. „Piëch ist ein großes Risiko für VW. Die Strukturen bei VW sind nicht schlüssig und transparent. Alles ist nur auf eine Person zugeschnitten.“

Piëch herrscht wie ein König: Weil ihm Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff im Kampf gegen Porsche geholfen hatte, rettete er vor kurzem den niedersächsischen Autobauer Karmann – als Belohnung für Wulff.

An seiner Vision hat sich indes nichts geändert: „Auto Union“ soll Piëchs Großkonzern einmal heißen, hat er selbst verraten. Zehn Automarken hat er jetzt schon, inklusive Porsche. „Zwölf ist eine gute Zahl“, sagt er. Zwölf: Eine weitere wäre dann wohl MAN/ Scania. Und Nummer Zwölf eine Billig-Marke: „Suzuki aus Japan oder Maruti aus Indien kommen in Frage“, sagt Dudenhöffer. Mit Angriffen auf andere deutsche Automarken, etwa auf BMW, sei nicht zu rechnen – aus kartellrechtlichen Gründen.

Volker ter Haseborg

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